Ludwig August Theodor Holscher: Kurze Topographie und Geschichte der Kreis-Stadt Rothenburg in der Preuß. Ober-Lausitz | |
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weder Trauung noch Taufen im Filial Sänitz geschehen soll“, außer an den Sonntagen, wo der Diaconus dort war. Erst im Jahre 1772, wo ein Proceß zwischen dem Herrn von Meyer auf Rothenburg, als Collator der Kirche in Rothenburg, und dem General von Schlieben auf Sänitz entstand, wurde Sänitz das Recht zugesprochen, alle Taufen und Trauungen in seiner Kirche halten zu lassen, und dem Diaconus für den Weg 12 ggr. zu geben. – Seit dieser Zeit ist die Kirche zu Sänitz eine Schwesterkirche der Rothenburger geworden, und der jedesmalige Besitzer von Sänitz beruft den für Rothenburg gewählten Diaconus als Pastor für Sänitz. Doch hat der Oberpfarrer in Rothenburg noch alle im herrschaftlichen Hause zu Sänitz vorkommenden Taufen u. s. w. zu besorgen, und abwechselnd mit dem Diaconus die Leichenpredigten.
Der Diaconus von Rothenburg hält alle vierzehn Tage in Sänitz Gottesdienst, und hat bei seiner Anwesenheit freien Tisch im herrschaftlichen Hause, und jährlich außer den Accidenzien vier Opfer von der Gemeinde. Die übrigen Sonntage liest der Cantor eine Predigt vor.
Die jetzige Kirche ist von Holz und 1740 erbaut. Sie hat eine Orgel, und auf dem Thurme hängen zwei Glocken.
Von den hier angestellt gewesenen Cantoren, die zugleich Organisten und Schullehrer sind, kenne ich folgende:
Friedrich Weidner, der 1697 als Pathe im Horkaer Kirchenbuche vorkömmt.
Andreas Gottlieb Böhme wurde 1723 am 9ten November in Horka mit Johanne Christiane, Tochter des dortigen Cantors Marin Tzschiesche, getraut.
Ludwig August Theodor Holscher: Kurze Topographie und Geschichte der Kreis-Stadt Rothenburg in der Preuß. Ober-Lausitz. Rothenburg O./L.: Gocksch & Hentschel, 1844, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurze_Topographie_und_Geschichte_der_Kreis-Stadt_Rothenburg.djvu/86&oldid=- (Version vom 1.8.2018)