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Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/198

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Capitel 15.
Voruntersuchungen zur Entwicklung der Ungleichmässigkeit in der erscheinenden Bewegung der Sonne.

Um in die erscheinende Ungleichmässigkeit der Sonne mehr einzudringen, wollen wir noch deutlicher nachweisen, dass, – während die Erde die in der Mitte der Welt stehende Sonne, wie einen Mittelpunkt umkreist und die Entfernung zwischen Sonne und Erde, wie gesagt, im Vergleich zur Unermesslichkeit der Fixsternsphäre, verschwindend klein ist: – die Sonne in Bezug auf irgend einen Punkt oder auf einen Stern derselben Sphäre in der Ekliptik sich ebenso zu bewegen scheint.

Es sei nämlich ein grösster Kreis in der Ebene der Ekliptik, sein Mittelpunkt , und in diesem stehe die Sonne. Mit der Entfernung der Sonne von der Erde , in Vergleich zu welcher die Ausdehnung der Welt unermesslich ist, werde der Kreis in derselben Ebene der Ekliptik beschrieben, in welchem die jährliche Bewegung des Mittelpunktes der Erde vor sich gehen soll. Ich behaupte, dass in Bezug auf irgend einen in dem Kreise angenommenen Punkt oder auf einen Stern der Ekliptik, die Sonne sich ebenso zu bewegen scheine. Angenommen, die Sonne werde von der Erde, die sich in befinde, in der Richtung in gesehen. Die Erde bewege sich irgend wie durch den Bogen und von dem Punkte werden und gezogen. Die Sonne erscheint nun von aus gesehen in dem Punkte . Weil aber gegen unendlich gross ist: so ist, da gleich , auch gegen unendlich gross. Wir nehmen in irgend einen Punkt an, und ziehen . Da nun die von den Endpunkten der Basis nach dem Punkte gezogenen beiden graden Linien ausserhalb des Dreiecks fallen: so ist nach der Umkehrung des 21sten Satzes des ersten Buches von Euklid’s Elementen, der Winkel kleiner als der Winkel . Deshalb schliessen die in’s Unendliche ausgedehnten Linien endlich einen so spitzen Winkel ein, dass er nicht mehr wahrgenommen werden kann; und um diesen Winkel ist der Winkel grösser als der Winkel . Wegen dieses so unbedeutenden Unterschiedes erscheinen diese Winkel als gleich, und die Linie und als parallel; folglich scheint die Sonne in Beziehung auf einen beliebigen Punkt der Fixsternsphäre sich ebenso zu bewegen, als wenn sie um den Mittelpunkt kreiste, was zu beweisen war. Ihre Ungleichmässigkeit aber wird daraus nachgewiesen, dass die Bewegung des Mittelpunktes der Erde und sein jährlicher Kreislauf nicht genau um den Mittelpunkt