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Seite:Kinder und Hausmärchen (Grimm) 1856 III 182.jpg

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der Hölle, worin der Soldat Musik lernt, wie diese in den Venusberg lockt; er selbst dient dem Teufel nur eine Zeit, ist dann frei und glücklich. Die Sage geht gewis weit in das Alterthum zurück. Auch in Irland taucht sie auf, in den Briefen eines Verstorbenen kommt (1, 139) folgende Stelle vor, „ich bemerkte in Irland ein kirchenartiges Gebäude auf der Spitze eines hohen Berges und fragte den Küster was das bedeute.“ Er erwiderte in holperichem englisch dies sei das Tabernakel des Königs, und wer sieben Jahre lang sich weder waschen noch die Nägel abschneiden, oder den Bart scheeren wolle, dem sei es erlaubt dort zu wohnen, und nach dem siebenten Jahr habe er das Recht nach London zu gehen, wo ihn der König ausstatten und zum Gentleman machen müsse. Dies tolle Märchen glaubte der Mann im vollen Ernste und schwur auf seine Wahrheit. Verwandt ist eine Sage in Harsdörfers Mordgeschichten (Hamb. 1662) S. 672. Der Teufel kommt in Gestalt eines Jünglings zu einem frommen Mann der drei Töchter hat, und will eine davon heirathen. Der Vater aber antwortet ihm sie seien schon an Gott Vater, Sohn und hl. Geist bei der Taufe versprochen. Doch zwei davon gewinnt der Teufel, indem er ihnen große Schätze, Wohlleben und Herrlichkeit anbietet, so daß sie von ihm einen Treuring annehmen; die dritte aber weist ihn ab. Das verdrießt den Teufel und er verklagt sie und den Vater, indem er aber die Anklage von seinem Zettel ablesen will, kommt eine Taube geflogen und zerreißt ihm den Zettel. Da wird er hinweggestoßen zu den zwei Töchtern die ihn zu lieben versprochen, und fällt mit ihnen in die Hölle. Vergl. das folgende Märchen.


101.
Der Grünrock.

Aus dem Paderbörnischen. Eine selbständige Abweichung der vorigen Überlieferung. Der Teufel erscheint hier in der Sage welche Hebel (Alleman. Gedichte 50) erzählt, als ein Grünrock (Weltkind): wer sich ihm ergibt braucht auch nur in die Tasche zu greifen, so hat er einen Thaler.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 3 (1856). Dieterich, Göttingen 1856, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1856_III_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)