und sie aßen beiden nach Herzenslust. Danach fragte der Mann den Riesen „kannst du mir nicht sagen, wo das goldene Schloß von Stromberg ist?“ Der Riese sprach „ich will auf meiner Landkarte nachsehen, darauf sind alle Städte, Dörfer und Häuser angemerkt.“ Da holte er seine Landkarte, die er in der Stube hatte, und suchte das Schloß, konnte es aber nicht finden. „Das thut nichts,“ sprach er, „ich habe oben in einem Schranke noch größere Landkarten, da will ich sehen ob es darauf zu finden ist.“ Sie sahen zu, konntens aber nicht finden. Der Mann wollte nun weiter gehen, der Riese aber sprach er sollte noch ein paar Tage warten, er hätte einen Bruder, der wäre aus, und holte Lebensmittel; wenn der heim käme, dann wollten sie noch einmal auf seiner Landkarte suchen, der fänds gewiß. Also wartete der Mann, bis der Bruder nach Haus kam, der sagte er wüßte es nicht gewiß, er glaubte aber das goldene Schloß von Stromberg stände auf seiner Karte. Da aßen sich die drei erst recht satt, und dann gieng der zweite Riese hin, und sprach „nun will ich zusehen auf meiner Karte.“ Allein das Schloß war auch nicht darauf. Da brachte er aus einer Kammer noch andere Landkarten, die breiteten sie aus, und ließen nicht ab zu suchen, und endlich fanden sie das goldene Schloß von Stromberg, aber es war viele tausend Meilen weit weg. „Wie werd ich nun dahin kommen?“ sprach der Mann. Der Riese sprach „zwei Stunden habe ich Zeit, da will ich dich bis in die Nähe tragen, dann muß ich aber wieder nach Haus, und das Kind säugen, das wir haben.“ Da trug der Riese den Mann bis etwa noch hundert Stunden
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1837). Dieterich, Göttingen 1837, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder-_und_Haus-M%C3%A4rchen_1837_Band_2.djvu/63&oldid=- (Version vom 1.8.2018)