gemessen?“ „Korn und Gerste“ sagte der andere. Da zeigte er ihm das Goldstück, und drohte ihm, wenn er nicht die Wahrheit sagte, so wollt er ihn beim Gericht verklagen. Er erzählte ihm nun alles, wie es zugegangen war; der Reiche aber ließ gleich einen Wagen anspannen, fuhr hinaus, und dachte ganz andere Schätze mitzubringen. Wie er vor den Berg kam, rief er „Berg Semsi, Berg Semsi, thu dich auf.“ Der Berg that sich auf, und er gieng hinein. Da lagen die Reichthümer alle vor ihm, und er wußte lange nicht, wozu er am ersten greifen sollte, endlich lud er Edelsteine auf, so viel er tragen konnte. Er wollte seine Last hinausbringen, weil aber Herz und Sinn ganz voll von den Schätzen waren, hatte er darüber den Namen des Bergs vergessen, und rief „Berg Simeli, Berg Simeli, thu dich auf.“ Aber das war der rechte Name nicht, und der Berg regte sich nicht, und blieb verschlossen. Da ward ihm angst, aber je länger er nachsann, desto mehr verwirrten sich seine Gedanken, und halfen ihm alle Schätze nichts mehr. Am Abend that sich der Berg auf, und die zwölf Räuber kamen herein, und als sie ihn sahen, lachten sie, und riefen „Vogel, haben wir dich endlich, meinst du wir hättens nicht gemerkt daß du zwei Mal hereingekommen bist, aber wir konnten dich nicht fangen, zum drittenmal sollst du nicht wieder heraus.“ Da rief er „ich wars nicht; mein Bruder wars,“ aber er mochte bitten um sein Leben, und sagen was er wollte, sie schlugen ihm das Haupt ab.
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1837). Dieterich, Göttingen 1837, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder-_und_Haus-M%C3%A4rchen_1837_Band_2.djvu/292&oldid=- (Version vom 1.8.2018)