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Seite:Keplers Traum 070.jpg

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zu dieser Zahlensymbolik gekommen sei, so ist das wohl nicht allein auf die jahrzehnte lange Pause zurückzuführen, die zwischen der Abfassung des Textes und der Noten lag. Vielmehr hat er wohl Veranlassung nehmen wollen, seiner blühenden Phantasie nach Herzenslust die Zügel schiessen zu lassen, auch mag es ihm ein innerliches Gelehrtenbehagen gewährt haben, seinen Lesern zuweilen Räthsel aufzugeben, es ihnen überlassend, die Lösung zu suchen.

Ich habe mich bemüht, einigen dieser Räthsel nachzuspüren, wie weit mir die Lösung gelungen, das zu entscheiden muss ich meinerseits meinen geehrten Lesern überlassen.


26. [39. 40. 41.]


Kepler hatte die Berichte der Reisenden in den Gegenden des hohen Nordens mit grossem Interesse gelesen und hauptsächlich die Entdeckungen der Holländer, wie wir bereits aus C. 5 ersahen, nutzbringend für die Wissenschaft ausgebeutet. Mit Genugthuung begrüsste er die hier gemachten astronomischen Beobachtungen, so z. B. bezügl. der Länge des Tages und der Nacht, der Klimate u. s. w., die ziemlich genau übereinstimmten: „wie wir Astronomen das hier aussen schon vor vielen Jahrhunderten wussten“. N. [39]. Da Kepler in seinem Traum astronomische Anschauungen als unmittelbare Sinneswahrnehmungen schildert, so verwahrt er sich in einer besonderen Note [41] gegen das Vorurtheil der Laien, dass man nur das wissen könne, was man sehe: „Sehr viele fragen, sind denn nun Astronomen vom Himmel gefallen? Schon Galilei sagt in seinem Sternboten, dass das Urtheil der Vernunft ein über jegliche Täuschung erhabener Zeuge sei, wie dies auch die Holländer auf ihren obengenannten Entdeckungszügen erfahren haben.“


27. [42.]


Der Mond der Hebräer ist Lebana[UE 1] oder Levana; Selenitida konnte ich ihn nennen, aber das hebräische Wort, dem Gehör ungewohnter, eignet sich besser für die Symbolik in den geheimen Künsten.

Hebräische Wörter brauchte man zu damaliger Zeit gern bei verborgenen Künsten. Daran also, dass Kepler ein hebräisches Wort wählte, erkennt man, dass er es wohl verstand, durch äussere Mittel die Illusion zu erhöhen, um den Leser auf das Geheimnissvolle seines Traumes vorzubereiten. C. 7 u. 31.

Luna nannten die Griechen Selene, danach ist Selenitida als die Heimath der Mondbewohner aufzufassen, und Seleniten als die Mondbewohner

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Im Original von 1634 steht Lbana.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 042. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_070.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)