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Seite:Katzenschlucker.djvu/45

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So hauste denn Anastasius in Freistadt bei seinem Lehrer und erfuhr erst jetzt, was für ein unglaublich schweres Handwerk die Zauberei war, wenn man sie wissenschaftlich betreiben und nicht nur so auf gut Glück seine Zaubersprüchlein hersagen wollte. Da mußte man sich, um nur so einige Beispiele zu nennen, auf den Gebrauch des Erdspiegels verstehen, der aus siebenerlei Metallen zusammengesetzt war und in dem man alles sehen konnte, was auf der Welt vorging; man mußte mit dem Diebssieb Diebe ausfindig machen und mit einer gläsernen Tafel das Wetter machen können; man mußte wissen, wie man einen Menschen bei hellem Sommersonnenschein anfrieren läßt, daß er nicht einen Schritt weiter machen kann, wie man Freikugeln gießt und wie man mit der Wünschelrute umzugehen hat; man mußte Krankheiten bei Mensch und Tier heilen und darum alle Pflanzen und Gesteine und ihre geheimen Kräfte kennen. Alles das lernte Anastasius mit Eifer und kannte sich bald so genau darin aus wie der Meister selbst.

Nun standen sie oft zusammen vor dem großen Sichtspiegel, den Meister Löwenlippe einst selbst verfertigt hatte, und ließen sich von ihm alle Ereignisse in der Welt zeigen. Das geschah nicht etwa nur so zum Vergnügen, sondern hatte seinen besonderen Zweck, denn sie wollten sehen, wo etwas ganz Besonderes geschehe, so daß sich die Leute nicht Rat noch Hilfe wüßten; dorthin sollte Anastasius eilen, durch seine Kunst die Ordnung wieder herstellen und so sein Meisterstück vollbringen. „Denn“, so hatte Herr Löwenlippe immer wieder gesagt, „ein richtiger Zauberer nützt seine Kunst nicht dazu aus, um die Menschen zu schädigen, wie es das böse Hexenvolk tut, er geht auch nicht darauf aus, sich selbst Vorteil und Vergnügen zu schaffen – ein Fehler, in den die Anfänger in der Zauberei so häufig verfallen – sondern er greift überall

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Slawitschek: Anastasius Katzenschlucker, der große Zauberer. Vlg. des Deutschen Kulturverbandes, 1929, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Katzenschlucker.djvu/45&oldid=- (Version vom 21.5.2018)