Hoffte er doch, hier eine Spur des Gefangenen, kurz, den Schlupfwinkel der Piraten zu entdecken. Daß Kapitän Berger auf diesem Eiland festgehalten wurde und daß Hans tatsächlich seines Vaters Stimme vernommen hatte, unterlag ja jetzt nach Ansicht Gnuffkes keinem Zweifel mehr.
Stundenlang kletterte er unermüdlich in den zerklüfteten Felsen umher, untersuchte jede Stelle, die sich als Versteck geeignet hätte. Er fand nichts – nichts, wenigstens kein lebendes Wesen. An Spuren, daß die Insel häufiger besucht wurde, fehlte es nicht. An der Nordseite schnitt eine Bucht mit schwer erkennbarem Eingang gut zweihundert Meter weit in das Land ein. Und an einer Stelle des östlichen Buchtstrandes bemerkte der Ingenieur sichere Anzeichen dafür, daß hier ein Schiff häufiger festgemacht worden war.
Das blieb aber auch außer einigen anderen Spuren menschlicher Anwesenheit – erloschenen Lagerfeuern und weggeworfenen, unbrauchbar gewordenen Kleinigkeiten, das einzige, was er entdeckte.
Von Kapitän Berger nichts – nichts …
Enttäuscht kehrte Gnuffke schließlich auf demselben Wege nach Südland zurück, wo er dem Knaben eingehend über das Erlebte Bericht erstattete.
Hans Berger meinte darauf, man müsse eben nochmals zu zweien die Insel drüben durchstöbern.
„Die Stimme meines Vaters kam sicher von Neu-Helgoland her“, sagte er ganz aufgeregt. „Er befindet sich dort … und wir werden ihn auch befreien.“
Dann erfuhr der Ingenieur von dem wackeren Jungen, daß die vergangene Nacht ein Opfer gekostet hatte. Kiato lag mit gebrochenem Genick unten in dem natürlichen Verließ. Liau-Tse war ihm gerade auf den Kopf gestürzt, und diesem Anprall war selbst das Knochengerüst des kräftigen Mischlings nicht gewachsen gewesen.
Unten in dem Felsloche war es jetzt genügend hell,
W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)