jenen Hohlraum inmitten der starren Felsmassen geschaffen hatte.
Sehr vorsichtig näherte er sich dem Orte, abermals lediglich der Vorahnung Glauben schenkend, daß dort etwas Besonderes sich abspiele.
Näher und näher kam er, indem er nach Möglichkeit sich gegen Sicht zu decken suchte. Jetzt war er kaum noch zehn Schritt von der im Boden gähnenden Öffnung entfernt. Da – wirklich! – er war gerade zur rechten Zeit gekommen! –, da härte er aus der Höhle Kiatos harte, laute Stimme hervorschallen, die stets so klang, als sei sie das Befehlen gewöhnt.
Es waren chinesische Worte, die der Ingenieur vernahm. Er verstand sie ganz deutlich, – verstand sie und vermochte sie auch zu übersetzen.
„Liau-Tse – hier ist Kiato. – – Liau-Tse – hier ist Kiato!“
Eine Weile blieb’s still. Dann wurde derselbe Ruf wiederholt.
Kein Zweifel! Der Mischling rechnete damit, daß jemand hier erschien, der den Namen Liau-Tse führte.
Das sagte sich Gnuffke sofort. Und mit seinem klug erwägenden Geiste sagte er sich weiter, daß aus dem Umstande, daß Kiato nur einen einzelnen Mann und zwar einen ganz bestimmten auf das Gefängnis aufmerksam machen wollte, mit großer Wahrscheinlichkeit zu schließen sei, der Mischling wisse sehr wohl, nur dieser eine Liau-Tse werde sich nächtlicherweile dem Tale als der Wohnstätte der Schiffbrüchigen nähern.
Jetzt schenkte der Ingenieur daher auch der weiteren Umgebung mehr Beachtung.
Die Nacht war sternenklar. Ein dämmeriges, geheimnisvolles Halbdunkel lagerte über der Insel. In der Ferne brauste die Strömung, brandete das Meer. Poesie, reizvolle Stimmung umfing den einsamen Deutschen, der nunmehr lang auf dem Bauche zwischen ein paar mit
W. Belka: Kapitän Bergers Kinder. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1916, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapit%C3%A4n_Bergers_Kinder.pdf/27&oldid=- (Version vom 1.8.2018)