nur erdenkbaren Kostbarkeiten, ob nun ihr Wert in der kunstvollen Bearbeitung oder im edlen Gehalt der Artikel oder nur in ihrer natürlichen Seltenheit bestand, einen entsprechenden Begriff zu geben. 133 War ja doch fast alles, was die Glücksmenschen aller Zeiten an bewunderungswürdigen und wertvollen Dingen, nach Ländern und Völkern verschieden, einzeln erworben hatten, an diesem Tage in Rom beisammen, um die Größe des römischen Reiches widerzuspiegeln. 134 Die Menge des Silbers, des Goldes und des Elfenbeines, wie sie da in den mannigfachsten Kunstformen bearbeitet zu sehen war, hatte schon nicht mehr den Charakter einer bloßen Schaustellung, sondern glich fast, möchte man sagen, einem ununterbrochen mächtig daherwogenden Strome. Hier trug man Gewebe vom seltensten Purpur, dort wieder solche, die, mit babylonischen Kunststickereien bedeckt, durch ihre zarte Ausführung an förmliche Gemälde erinnerten. 135 Dazwischen das Farbenspiel der Edelsteine, die theils in goldene Kronen eingesetzt, theils in anderer Adjustierung in so verschwenderischer Fülle vorüberzogen, dass einem fast der bisherige Glaube an ihre Seltenheit als ein bloßes Vorurtheil hätte erscheinen mögen. 136 Auch die Statuen der römischen Götterwelt brachte man vorüber, Werke von ebenso erstaunlicher Größe, wie fleißiger Technik und durchgehends kostbarem Material. Desgleichen wurden alle möglichen Gattungen lebender Thiere, jedes in eigenthümlicher Ausstaffierung, vorgeführt. 137 Sogar die Schar der Träger, die mit all’ diesen Herrlichkeiten beladen war, prangte in Purpurkleidern mit reicher Goldverzierung, umsomehr natürlich die eigentlichen Theilnehmer des Triumphzuges, die eine außerordentliche, ja geradezu sinnverwirrende Pracht in ihrer Erscheinung entfalteten. 138 Dazu vermisste das Auge nicht einmal an der Schar der Gefangenen eine hübsche Bekleidung, da im Gegentheil gerade hier eine besonders buntfärbige und herrliche Gewandung gewählt wurde, um die durch die Leiden des Krieges verursachte körperliche Entstellung vor den Blicken der Zuschauer zu verschleiern. 139 Das allergrößte Staunen aber erregte die Einrichtung der Schaugerüste, die man vorübertrug, da sie einmal von einer so ungeheuren Größe waren, dass man bei ihrem Anblick den Kopf schütteln und unwillkürlich für die Sicherheit der Ladung fürchten musste, 140 indem viele aus drei oder selbst vier Stockwerken bestanden. Ferner war die ganze Arbeit daran von einer Pracht, die ebenso das Herz erfreuen, wie das Auge berücken musste. 141 Viele darunter waren mit gewirkten Decken in reichster Goldstickerei behangen, und ringsum zeigten sich auf allen Gerüsten Gold- und Elfenbeinzieraten von ungewöhnlicher Feinheit. 142 Aus einer Menge von Darstellungen, von denen die eine diese, die andere jene Kampfscene
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/507&oldid=- (Version vom 1.8.2018)