uns schickten, da waren es wieder nur die Juden, die sich uns feindlich gegenüberstellten. 343 Beweise hiefür sind die Gesandtschaften, die ihr über den Euphrat geschickt habt, nur um Unruhen zu erregen, Beweis der Aufbau neuer Ringmauern, Beweis die Parteien unter euch und die Fehde der Tyrannen bis zum vollen Ausbruch des Bürgerkrieges, kurz, lauter Anzeichen eines grundverdorbenen Geschlechtes. 344 Endlich kam ich selbst vor die Stadt, um die traurige, von meinem Vater mir nur höchst ungern gestellte Aufgabe durchzuführen. Mit freudiger Genugthuung hörte ich daher von der Friedensstimmung des eigentlichen Volkes und forderte euch, 345 bevor es ernst wurde, wiederholt zur Niederlegung der Waffen auf. Selbst nach Beginn des Kampfes um die Stadt habe ich noch lange Zeit Nachsicht mit euch gehabt, indem ich den Ueberläufern Gnade angeboten und denen, die wirklich zu mir ihre Zuflucht nahmen, mein Wort ehrlich gehalten, desgleichen viele Gefangene aus Mitleid pardoniert, und ihre Misshandlung durch das wüthende Kriegsvolk verhütet habe. Nur dem Zwange weichend, habe ich meine Maschinen gegen eure Stadtmauern geschoben und war immer bemüht, die von Mordlust gegen euch entflammte Soldateska zu zügeln. Bei jedem meiner Siege habe ich, wie ein Besiegter, euch Friedensverhandlungen vorgeschlagen! 346 Schon bis zum Tempel vorgedrungen, wollte ich dennoch von der Anwendung des Kriegsrechtes noch immer nichts wissen, sondern beschwor euch im Gegentheil, doch mit eurem eigenen Heiligthum Erbarmen zu haben und das Haus Gottes euch zu erhalten. In dieser Absicht bot ich euch einen sicheren Abzug und volle Bürgschaft für euer Leben, ja, sogar eine Gelegenheit zum Schlagen auf einer anderen Wahlstatt an, falls ihr schon auf dem Kampfe bestehen wolltet. Und ihr – ihr habt euch über alle diese Vorschläge einfach hinausgesetzt und an euer Gotteshaus mit eigener Hand das Feuer gelegt, 347 um jetzt auf einmal mich zu einer Unterredung bitten zu lassen, nachdem ihr euch mit allen möglichen Schandthaten besudelt habt! Wozu denn etwa? Habt ihr denn noch etwas zu retten, was an die Bedeutung des vernichteten Tempels heranreichen könnte? Auf was für eine Gunst wollt ihr denn nach dem Falle eurer Gnadenstätte noch Anspruch machen? 348 Und selbst jetzt noch steht ihr mit den Waffen in der Hand vor mir und mögt euch nicht einmal in dem äußersten Elende, wenn auch nur äußerlich, in die Rolle von Bittenden bequemen! Was gibt euch doch, ihr Armseligen, einen solchen trotzigen Muth? 349 Hingerafft ist das Volk, verschwunden der Tempel, zu meinen Füßen liegt die Stadt, in meiner Hand euer Leben – so dass nur der Schluss übrig bleibt, es müsse eurer Meinung nach der ganze Heldenruhm nur in der Liebkosung
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/479&oldid=- (Version vom 1.8.2018)