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Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/465

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Einigkeit den Parteikampf, statt des Friedens den Krieg, statt Ueberfluss und Wohlergehen die Hungersnoth gewählt und mit eigener Hand den ersten Feuerbrand in das von uns ängstlich geschonte Heiligthum geschleudert: sie sind wahrhaftig auch solch’ grässlicher Speise wert! 217 Ich will aber dafür sorgen, dass das abscheuliche Verbrechen mit dem Kinderfleisch im Schutte ihrer Vaterstadt begraben wird, und dass auf dem weiten Erdenrund die Sonne eine Stadt nicht mehr finde, wo Mütter von solchem Fleische leben. 218 Doch sollten sich mit einer so schauerlichen Speise statt der Mütter eigentlich die Väter nähren, jene Väter, die nach so entsetzlichen Erfahrungen noch immer in ihrem kriegerischen Trotze verharren“. 219 Mit diesen Worten deutete Titus auch die gänzliche Verzweiflung der Männer an. Denn er musste sich sagen, dass, nachdem diese Leute die ganze Summe von Leiden thatsächlich erschöpft hatten, die durch ihre bloße Möglichkeit schon sie hätten billigermaßen zur Sinnesänderung bewegen müssen, gar keine Hoffnung mehr auf deren Ernüchterung vorhanden sei.


Viertes Capitel.
Unglücklicher Angriff auf den inneren Tempel. Uebergang einiger Rebellen. Brand der Thore. Berathung über das Schicksal des Tempelhauses. Ausfall der Juden. Der Tempel in Flammen. Allgemeiner Ansturm der Legionen. Geschichte des Tempels.

220 (1.) Als die für den Tempel bestimmten Belagerungsdämme von den betreffenden zwei Legionen zu Ende geführt waren, befahl Titus am achten des Monates Lous die Widder gegen die westliche und nördliche Ausbuchtung (Exedra) des inneren Heiligthums aufzufahren. 221 Vor diesen zwei Punkten nun bearbeitete vom frühen Morgen an ununterbrochen die stärkste Sturmmaschine, die die Römer besaßen, die Mauerwand, ohne das geringste auszurichten. Die Größe und das Gefüge der hier befindlichen Steine trotzte dieser so gut, wie allen anderen Widdermaschinen. 222 Nur beim Thore auf der Nordseite gelang es endlich, und zwar nicht durch die Maschinen, sondern durch die Mineure, die Grundsteine zu untergraben und nach ungemein mühseliger Arbeit die vordersten Quadern herauszuwälzen. Da aber das Thor noch von den weiter drinnen liegenden Steinen gestützt ward, so blieb es unerschüttert. Jetzt gaben die Römer die Hoffnung auf, mittels Widder und Brechstangen der Mauer beizukommen, und begannen Leitern an die Hallen anzusetzen. 223 So wenig sich die Juden beeilten, sie daran zu hindern, so groß war der Ungestüm, mit dem sie sich auf die einmal oben befindlichen Römer stürzten und mit ihnen rangen. Die einen stießen sie mit solcher Gewalt zurück, dass sie rücklings in die Tiefe stürzten, die anderen hieben sie im

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/465&oldid=- (Version vom 1.8.2018)