Tod ereilt. Sein Scepter übernahm Otho, der nur auf dem Wege der Usurpation in den Besitz der höchstens Gewalt gelangt war. 500 Ohne sich nun im geringsten durch diese Umwälzung einschüchtern zu lassen, beschloss Agrippa, seine Fahrt nach Rom fortzusetzen, 501 Titus aber fuhr, wie auf einen höheren Wink, von Hellas nach Syrien zurück und kam schleunigst wieder zu seinem Vater nach Cäsarea. 502 Mit größter Spannung verfolgten dort beide die Weltlage, da es sich ja um nichts geringeres, als um die Erschütterung der römischen Herrschaft handelte, und ließen infolgedessen den Jüdischen Krieg ganz aus den Augen, indem sie in ihrer Angst um das eigene Vaterland einen Angriff auf das fremde Land für unzeitgemäß hielten.
503 (3.) Dafür erhob sich aber ein anderer blutiger Sturm gegen Jerusalem, den ein gewisser Simon, Sohn des Gioras, ein gebürtiger Gerasener erregte. Ein ganz junger Mann noch, that er es zwar an Verschlagenheit dem Johannes, der schon vor ihm die Hauptstadt unter seiner Faust hielt, nicht gleich, war ihm aber an Körperkraft und Verwegenheit überlegen. 504 Letzteres war auch der Grund gewesen, warum er vom Hohenpriester Ananus aus dem Bezirk von Akrabatene, wo er unumgeschränkt schaltete, verjagt worden war, worauf er sich zu dem in Masada, hausenden Raubgesindel begab. 505 Dieses traute ihm anfangs selber nicht recht und erlaubte ihm, wie den Frauen, die er mitgebracht hatte, nur den unteren Theil der Veste zu beziehen, während sie selbst im oberen ihre Behausung hatten. 506 Weil sich aber gleich und gleich gern gesellt, und man auf ihn bauen zu können glaubte, durfte er darum später auch mit ihnen auf Raubzüge ausgehen und that sein Redlichstes in der Verwüstung der Umgebung von Masada. 507 Doch gelang es seiner Ueberredungskunst nicht, sie zu einem größeren Schlage zu bewegen. Denn an den Aufenthalt in der Festung gewöhnt, wollten sie sich, wie die wilden Thiere von ihren Höhlen, nicht allzuweit entfernen. 508 Doch Simons Gedanken giengen auf die Herrschaft, und nur großen Zielen wollte er nachjagen. Kaum hatte er darum vom Tode des Ananus gehört, als er sich auch wieder von seinen bisherigen Genossen trennte und ins Bergland von Judäa zog, wo er durch seine Versprechungen, den Sclaven die Freiheit, den Freien aber Kriegsbeute zu verschaffen, alles Gesindel weit und breit um sich sammelte.
509 (4.) Als seine Schar bereits eine beträchtliche Stärke erlangt hatte, begann er Streifzüge auf die Dörfer des Berglandes zu unternehmen, und wagte sich endlich, da sich stets mehr und mehr ihm anschlossen, auch auf das flache Land hinab. 510 Selbst eigentlichen Städten war er schon furchtbar, weshalb sogar viele angesehene Personen angesichts seiner Macht und seines reißenden Waffenglückes sich in seinen unheil-
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/351&oldid=- (Version vom 1.8.2018)