dann das Dorf angezündet. 431 Die Flüchtlinge des Ortes aber brachten auch die Leute am flachen Lande bei ihrem Erscheinen in Aufruhr und scheuchten sowohl durch die übertriebene Schilderung ihrer ausgestandenen Leiden, wie auch durch die Angabe, dass schon das ganze Römerheer heranrücke, allenthalben die gesammte Bevölkerung von ihren Wohnsitzen auf. So schwollen sie zu einem großen Menschenstrom an, der seine Flucht in der Richtung nach Jericho zu nahm, 432 weil ihnen diese ebenso stark befestigte, wie stark besetzte Stadt allein noch Hoffnung auf Rettung versprechen konnte. 433 Die ausgezeichnete Reiterei, wie auch das bisherige Waffenglück ermuthigte aber auch den Placidus zur weiteren Verfolgung, auf welcher er bis zum Jordan immer neue Flüchtlinge einholte und ohne Ausnahme niedermachte. Endlich hatte er die ganze Menschenmasse gegen den Fluss hin zusammengetrieben, dessen von Regengüssen angeschwollenes und ganz unzugängliches Bett sie unmöglich überschreiten konnte, und stellte sich nun ihr gegenüber in Schlachtordnung auf. 434 Die Verzweiflung trieb jetzt die Juden, die keinen Ausweg zur Flucht mehr hatten, in den Kampf. In einer langgestreckten Linie an den steilen Uferrändern aufgestellt, erwarteten sie den Hagel der Geschosse und den Ansturm der Reiterei. Eine große Zahl von Juden sank von derselben getroffen den Strom hinab: 435 was unter den Händen der Römer unmittelbar den Tod fand, betrug allein an 15.000 Menschen, während die Zahl derjenigen, die mit Gewalt in den Jordan hineingesprengt wurden, ganz ungeheuer war. 436 Bei 2200 Gefangene und eine riesige Menge Beute von Eseln, Schafen, Kameelen und Ochsen fiel in die Hände der Sieger.
437 (6.) Dieser Schlag nun, den hier die Juden erlitten hatten, und der allerdings an Schwere den früheren nichts nachgab, erschien den Rebellen sogar noch größer, als er in Wirklichkeit war. Denn nicht bloß war der ganze Landstrich, durch den sie hingeflohen waren, mit Gefallenen besäet, und selbst der Jordanübergang durch die Todten gesperrt, sondern es wurde sogar der Asphaltsee mit den Leichen angefüllt, die massenhaft von der Strömung des Flusses in denselben hinabgetragen wurden. 438 Placidus benützte aber auch seinen Vortheil, indem er sich eilig gegen die Städtchen und Dörfer in der Runde wandte und Abila, sowie auch Julias und Besimoth nebst allen Ortschaften bis zum Asphaltsee in seinen Besitz brachte, die er dann mit den geeignetsten Personen aus der Zahl der Ueberläufer besetzte. 439 Hierauf bemannte er mit seinen Kriegern eine Reihe von Kähnen und säuberte auch den See von den Flüchtigen. So war jetzt auch das ganze Gebiet von Peräa bis Machärus hinunter zum Theil aus freien Stücken auf die Seite der Römer getreten, zum Theil mit Gewalt unterworfen.
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/344&oldid=- (Version vom 1.8.2018)