mit unserem Leibe decken, indem wir gegen die auswärtigen Feinde ziehen und zugleich uns der Verräther im Innern erwehren wollen. 282 Hier im Angesichte der Mauern wollen wir ausharren, bis entweder den Römern die Lust vergeht, auf eure Anträge zu warten, oder ihr selbst endlich einmal anfanget, euch für die Freiheit zu begeistern.“
283 (5.) Diese Worte begleiteten die Idumäer mit lautem Beifallsgeschrei. Jesus aber zog sich ganz niedergeschlagen zurück: musste er ja sehen, wie die Idumäer so gar keiner billigen Erwägung zugänglich waren, und die Stadt jetzt von zwei Seiten auf einmal bedroht war. 284 Doch blieb auch die Stimmung bei den Idumäern keine allzu rosige. Sie waren, wie gesagt, höchst aufgebracht über die Schmach, aus der Stadt hinausgesperrt zu sein, hatten aber anfangs immerhin noch eine hohe Meinung von der Macht der Zeloten. Als sie aber dann sahen, wie die letzteren sich gar nicht rühren konnten, war die Verlegenheit fertig, und viele bereuten es schon, sich dem Zuge angeschlossen zu haben. 285 Doch überwog die Scham darüber, dass man ganz unverrichteter Dinge hätte zurückkehren müssen, das Gefühl der Reue, und so blieb man an Ort und Stelle vor der Mauer, so schlecht man auch campieren konnte. 286 Es brach nämlich bei der Nacht ein unbändiger Sturm los, mit aller Macht brausten die Winde, begleitet von den heftigsten Regenschauern, Blitz folgte auf Blitz und schauerlich hallten die Donnerschläge, und die zitternde Erde brüllte dazu ganz unnatürlich: 287 es war ganz so, als wolle der Weltbau in Trümmer stürzen, um das Menschengeschlecht darunter zu begraben, und wahrlich kein geringfügiges Ereignis konnte es sein, das diese schrecklichen Zeichen vorbedeuten mussten!
288 (6.) Die Idumäer und die Leute in der Stadt machten sich über das Ereignis genau dieselben Gedanken: Jene dachten nur, dass Gott über ihren Feldzug ergrimmt sei, und dass sie seiner Hand wohl nicht mehr entrinnen würden, weil sie gegen die Hauptstadt die Waffen erhoben hätten. Die Anhänger des Ananus aber meinten nicht anders, als dass sie ohne einen Schwertstreich schon Sieger wären, und dass Gott selbst für sie den Kampf auf sich genommen, 289 eine Deutung, mit welcher sie gar weit fehl schossen, da sie von den Feinden prophezeiten, was gerade über ihre eigenen Leute hereinbrechen sollte. 290 Denn was die Idumäer betrifft, so drängten sie sich enge zusammen und schützten sich gegenseitig durch ihre natürliche Körperwärme, während sie gleichzeitig die Schilde über ihren Köpfen dicht zusammenschlossen und auf diese Weise auch vom Regen weniger hergenommen wurden. 291 Unterdessen waren die Zeloten wie auf die Folter gespannt und zwar nicht so sehr wegen der ihnen selbst drohenden Gefahr, als vielmehr wegen
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/328&oldid=- (Version vom 1.8.2018)