gaben sie endlich den Geist auf. Von den 12.000 Menschen entrann schließlich auch nicht einer dem Verderben! 298 Da nach der Meinung Trajans die Stadt jetzt aller wehrhaften Leute beraubt sein musste, und auch im Falle, dass noch ein Rest davon drinnen war, von den eingeschüchterten Vertheidigern nach seiner Ansicht ein hartnäckiger Widerstand nicht mehr zu besorgen war, so wollte er die eigentliche Eroberung für den Feldherrn aufsparen und sandte Boten an Vespasian mit der Einladung, ihm seinen Sohn Titus zu schicken, auf dass er der Siegesthat die Krone aufsetze. 299 Vespasian schickte jedoch nicht bloß seinen Sohn, sondern, weil er in Japha noch ein tüchtiges Stück Arbeit vermuthete, in seiner Begleitung eine Abtheilung von 500 Reitern und 1000 Mann zu Fuß. 300 In Kürze stand Titus vor der Stadt und traf gleich die Anordnungen zum Sturme. An die Spitze des linken Flügels stellte er Trajan, vom rechten aus leitete er selbst den ganzen Angriff auf die Stadt. 301 Eine kurze Zeit leisteten die Galiläer von den Brustwehren aus den Römern Widerstand, sobald aber die Soldaten auf allen Punkten die Sturmleitern anzusetzen begannen, ließen sie die Ringmauer im Stiche. 302 Rasch waren die Leute des Titus oben und sahen sich auf solche Weise schnell im Besitz der eigentlichen Festungswerke: aber es gab noch einen äußerst blutigen Zusammenstoß mit den im Innern der Stadt zusammengedrängten Bewohnern, 303 von denen die kräftigeren in den Straßen sich den Römern entgegenwarfen, während die Frauen von den Häusern herab alles, was ihnen in den Wurf kam, auf die Feinde schleuderten. 304 An die sechs Stunden dauerte der Straßenkampf. Als endlich die wehrhafte Mannschaft vollständig aufgerieben war, wurde auch das übrige Volk theils im Freien, theils in den Häusern, Jung und Alt miteinander, hingemordet; denn vom männlichen Geschlecht ward keiner geschont, mit Ausnahme der unmündigen Knäblein, die mit den Frauen in die Sclaverei verkauft wurden. 305 Die Zahl der in der Stadt selbst und der im vorausgegangenen Gefechte Umgekommenen belief sich auf 15.000, jene der Gefangenen auf 2130. 306 Das Unglück der Galiläer hatte sich am 25. des Monates Däsius ereignet.
307 (32.) Auch die Samariter blieben vom Unheil nicht unberührt. Sie hatten sich nämlich auf dem Berg Garizin, der ihnen bekanntlich heilig ist, zusammengerottet und bildeten, obwohl sie sich von hier zunächst nicht entfernten, doch schon durch die ganze Art dieser Versammlung, wie auch durch den Geist, der in ihr herrschte, eine beständige Kriegsgefahr. 308 Selbst das Unglück ihres Nachbarlandes konnte sie nicht witzigen, und die Waffenthaten der Römer hatten bei ihnen nur die Wirkung, dass sie ohne jede Rücksichtnahme auf die Schwäche der
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/269&oldid=- (Version vom 19.2.2020)