faltung seiner Heeresmacht den Muth der Feinde zu brechen und ihnen Zeit zur Umkehr zu gewähren, falls sie doch noch vor dem Kampfe sich eines Besseren besinnen möchten. Zu gleicher Zeit suchte er aber auch seine Rüstungen zur Belagerung ihrer Festungen noch zu ergänzen. 128 In der That rief auch das bloße Erscheinen des Oberfeldherrn in Galiläa bei vielen schon Reue über ihren Abfall, bei allen aber wenigstens Schrecken hervor. 129 So flohen selbst jene, die unter Josephus unweit von Sepphoris bei der Stadt Garis ein Lager bezogen hatten, auf die Kunde darüber, dass es mit dem Kampfe jetzt ernst werde, und dass die Römer bald den blutigen Strauß mit ihnen beginnen würden, nicht etwa erst unmittelbar vor der Schlacht, sondern bevor sie noch den Feind gesehen hatten, nach allen Windrichtungen auseinander. 130 Nur eine kleine Schar blieb bei Josephus zurück, und da sich derselbe außerstande sah, an der Spitze einer so ungenügenden Truppenzahl es mit den Feinden aufzunehmen, und noch dazu bemerken musste, wie den Juden aller Muth entfallen war, und wie die meisten von ihnen bereit wären, sich zu Friedensvorschlägen herbeizulassen, wenn die Römer ihnen nur trauen wollten, so wurde ihm bereits jetzt wegen des ganzen Krieges angst und bange. 131 Vor der Hand aber beschloss er, wenigstens der Gefahr eines Zusammenstoßes, soweit als möglich, auszuweichen, und flüchtete sich mit den wenigen Leuten, die bei ihm noch ausgehalten hatten, nach Tiberias hinab.
132 (1.) Nun zog Vespasian gegen die Stadt Gabara heran und nahm sie im ersten Anlaufe, weil er sie von aller bewaffneten Mannschaft entblößt getroffen hatte. 133 In die Stadt eingedrungen, ließ er alle mannbaren Bewohner niederhauen, wobei übrigens die Römer sowohl aus Hass gegen die jüdische Nation, als auch wegen der frischen Erinnerung an deren im Feldzug des Cestius bewiesenen Frevelmuth mit keinem Alter Mitleid hatten. 134 Darauf befahl Vespasian, nicht allein die Stadt selbst, sondern auch alle Dörfer und Flecken in der Runde, deren Einwohner theils vollzählig das Weite gesucht hatten, hie und da aber von ihm noch angetroffen und als Sclaven verkauft wurden, anzuzünden.
135 (2.) Mittlerweile hatte Josephus gerade jene Stadt, die er zu seiner Sicherheit aufgesucht, durch sein fluchtartiges Erscheinen mit
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/251&oldid=- (Version vom 19.2.2020)