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Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/232

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Erbitterung ergriffen, dass es im wilden Auflauf die Männer sammt der Geleitsmannschaft zerrissen haben würde, wenn sie sich nicht zur rechten Zeit seiner Wuth durch eilige Flucht entzogen hätten.

632 (8.) Von da an hielt die Furcht vor Josephus den Johannes hinter die Mauern von Gischala gebannt. Wenige Tage später fiel Tiberius aufs neue ab, indem die Einwohner den König Agrippa zur Hilfe herbeiriefen. 633 Dieser stellte sich zwar zur verabredeten Frist nicht ein, dafür erschienen aber einige wenige römische Reiter, was genügte, um dem Josephus sofort eine feierliche Absage zu geben. 634 Ihr Abfall wurde sogleich dem Josephus in Tarichää bekannt. Da er aber gerade alle seine Krieger zur Herbeischaffung von Proviant ausgesendet hatte, und er allein gegen die Abtrünnigen natürlich nicht ausziehen konnte, andererseits es jedoch auch nicht übers Herz brachte, ruhig an Ort und Stelle zu bleiben, aus Besorgnis, es könnten im Falle einer Zögerung die Königlichen doch noch früher in die Stadt einrücken, zumal er auch den folgenden Tag wegen des Sabbathsgebotes zu einer Unternehmung nicht frei hatte, 635 so verfiel er auf den Gedanken, die Abgefallenen mit List daranzubekommen. Er ließ zunächst die Thore von Tarichää absperren, damit Niemand vorher den Betroffenen etwas von dem Plane verrathen könnte. Dann zog er alle Boote auf dem See, deren sich 240 vorfanden, mit nicht mehr als vier Schiffern in jedem, zusammen und ruderte rasch gegen Tiberias. 636 Noch eben weit genug von der Stadt entfernt, dass man in diesem Abstand nicht leicht etwas von dem wirklichen Vorgange merken konnte, ließ er die unbewehrten Boote mitten im See vor Anker schaukeln, während er selbst mit nur sieben bewaffneten Leibwächtern näher in Sicht kam. 637 Eben hatten seine Feinde noch über ihn geschmäht, als sie ihn plötzlich in Person von der Stadtmauer herab gewahrten. In ihrer Bestürzung glaubten sie nichts anderes, als dass alle Boote mit Bewaffneten vollgepfropft seien, warfen die Waffen weg, winkten zum Zeichen der Ergebung mit Oelzweigen von der Mauer und baten um Schonung für die Stadt.

638 (9.) Josephus machte ihnen zunächst gewaltig bange und setzte sie tüchtig herunter, indem er sie fragte, wie sie denn fürs erste nach Aufnahme des Kampfes mit den Römern ihre Kräfte im vorhinein durch innere Fehden aufreiben und so gerade das thun könnten, was den Feinden am meisten erwünscht sein müsste; wie sie dann weiters selbst dem Hüter ihrer eigenen Sicherheit nach dem Leben trachten könnten, und sich nicht entblödeten, gerade dem die Stadt vor der Nase zuzusperren, dem sie doch ihre Mauer zu verdanken hätte. Darauf erklärte er aber, dass er ihre Vertheidiger anhören und Bürgen für

Empfohlene Zitierweise:
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/232&oldid=- (Version vom 18.2.2020)