Grund aus zerstört sähen. 323 Die Begrüßung von Seite der Juden räume ja doch dem römischen Militär keinen Vortheil ein, noch könne man dadurch, dass man ihnen nicht entgegengehe, das einmal geschehene Unglück wieder wettmachen. 324 Gäben sie aber jetzt den Nahenden, wie üblich, einen guten Willkomm, so würde damit dem Florus jeder Vorwand zum Kampfe abgeschnitten, und ihr Gewinn wäre sowohl die augenblickliche Rettung der Vaterstadt, wie auch das Bewusstsein, nichts weiter mehr fürchten zu müssen. Im Uebrigen wäre es ein Zeichen arger Schwäche, wollte sich ein so großes Volk von ein paar Stänkerern am Gängelbande führen lassen, statt umgekehrt diese Leute zum Anschluss an die eigene besonnene Haltung zu zwingen.
325 (5.) Während sie durch diese Worte das Volk begütigten, hielten sie zu gleicher Zeit die eigentlichen Aufrührer zum Theil durch Drohungen, zum Theil durch ihre priesterliche Autorität nieder. Hierauf zogen sie an der Spitze des Volkes in aller Ruhe und Ordnung den Soldaten entgegen und bewillkommneten sie, wie sie nahe genug waren. Da aber von Seite der Soldaten keinerlei Antwort erfolgte, so fiengen die Unzufriedenen aus dem Volke über Florus zu schreien an. 326 Gerade dies war aber das von Florus gegen die Juden vereinbarte Signal. Denn auf der Stelle umringten die Soldaten die Juden und ließen ihre Knüttel auf sie niedersausen, während die Reiter hinter den Fliehenden her waren und sie einfach zusammenritten. So viele aber auch unter den Streichen der Römer niedersanken, so wurden doch noch mehr von den eigenen Leuten im Gedränge getödtet. 327 Geradezu entsetzlich war das Ringen an den Thoren, wo ein jeder zuerst hineinzukommen suchte: dadurch staute sich aber die ganze Masse der Fliehenden, und wer da zu Boden fiel, der endete grässlich! Denn erdrückt und zerstampft von der darüber hinwegstürmenden Menge, wurden diese Unglücklichen bis zur Unkenntlichkeit entstellt, und nicht einmal eine derartige Leiche übrig gelassen, die von der eigenen Familie behufs des Begräbnisses hätte agnosciert werden können. 328 Zugleich mit dem Volke drangen aber auch die Soldaten in die Stadt, ganz unbändig auf alles losschlagend, was in ihren Bereich kam: sie wollten die Menge durch die sogenannte Bezethavorstadt immer weiter hinauftreiben, um sich bis zum Tempel freie Bahn zu machen und sich dann des letzteren, wie auch der Antonia zu bemächtigen. Auch Florus hatte es auf diese zwei Punkte abgesehen und ließ gleichzeitig die bei ihm befindlichen Truppen aus dem Königshofe ausrücken, um sich den Zugang zur Burg zu erzwingen. 329 Indes missglückte sein Plan vollständig. Denn das Volk kehrte sich jetzt um, machte gegen seine Verfolger Front und schlug ihren Ansturm zurück, während andere
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/189&oldid=- (Version vom 17.2.2020)