Besitzungen und Gelder und ehrte vor allen seine Schwester Salome mit den prachtvollsten Spenden. Das waren die Verbesserungen, die er nunmehr an seinem Testamente vornahm.
647 (1.) Die Krankheit des Königs machte immer bedenklichere Fortschritte, was umso begreiflicher ist, als ihre Anfälle ihn gerade im Greisenalter und im Zustande der größten seelischen Abspannung getroffen hatten. Er war nämlich schon fast siebzig Jahre alt und geistig so tiefgebeugt durch die Unglücksschläge an seinen Kindern, dass er nicht einmal in seinen gesunden Tagen vom Leben etwas Gutes mehr hatte. Seine Krankheit verschärfte noch der Gedanke an Antipater, der immer noch lebte, weil seine Hinrichtung nach dem Wunsche des Königs nicht so nebenbei, sondern in seinem Beisein, wenn er sich wieder wohler befände, stattfinden sollte.
648 (2.) In diesen Tagen seines Leidens brach endlich auch noch ein Volksaufstand aus, veranlasst durch zwei Schriftgelehrte, die in der Hauptstadt lebten und im Rufe von besonders genauen Erklärern der väterlichen Gesetze standen, weshalb sie auch beim ganzen Volke das höchste Ansehen genossen. Judas, der Sohn des Sepphoräus, war der eine, Matthias, der Sohn des Margalus, der andere. 649 Zu ihren Gesetzeserklärungen strömten nicht wenige junge Leute herbei, so dass sie Tag für Tag eine ganze Heerschar von kraftvollen Jünglingen zusammenbrachten. Als ihnen nun damals zu Ohren kam, wie der König in seinem geistigen und körperlichen Elende immermehr dahinsieche, da ließen sie in ihrem Bekanntenkreise die Bemerkung fallen, dass eben jetzt der passendste Zeitpunkt gekommen wäre, die Ehre Gottes zu rächen und die gegen das Verbot der väterlichen Vorschriften angebrachten Kunstwerke herabzureißen. 650 Denn es sei ganz gegen Recht und Gesetz, wenn sich im Tempel Bilder oder Büsten oder sonst welche Monumente fänden, die irgend ein lebendes Wesen zur Anschauung bringen sollten. Die Schriftgelehrten meinten damit den goldenen Adler, welchen Herodes über der großen Tempelpforte hatte anbringen lassen, und wollten nun zu dessen Zerstörung die jungen Leute aneifern, indem sie darauf hinwiesen, dass, wenn auch die Sache nicht ganz ungefährlich verlaufen sollte, es doch andererseits
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/134&oldid=- (Version vom 12.2.2020)