weiter den Hass des Volkes gegen seine Person und andererseits das Mitleid in Rechnung ziehen, das von dieser Seite den Waisen entgegengebracht wurde, wie auch die große Beliebtheit, deren sich die seinetwegen hingemordeten Brüder Zeit ihres Lebens bei den Juden zu erfreuen hatten, und die tiefgehende Erinnerung, die man ihnen nach ihrem Tode noch bewahrte. Unter solchen Umständen kam er zum Entschlusse, die eingegangenen Verlöbnisse um jeden Preis zu zertrennen.
561 (4.) Antipater hatte aber zuviel Furcht vor seinem Vater, um auch diesmal in schlauer Weise nur Verstecken zu spielen, da Herodes im Punkte der Verlöbnisse besonders schwierig und außerdem nur zu sehr geneigt war, auf der Stelle Verdacht zu schöpfen. So unternahm er es denn im Gegentheil kühn vor den König hinzutreten und ihm ohne Umschweife die flehentliche Bitte vorzutragen, er möchte ihm doch die bereits gnädiglich zuerkannte Auszeichnung nicht wieder entziehen, noch ihn zu einem bloßen Scheinkönig machen, dessen wirkliche Macht andere besäßen. Denn ganz gewiss, meinte Antipater, werde er niemals ans Ruder gelangen können, wenn der Sohn des Alexander zu seinem Großvater Archelaus auch noch einen Schwiegervater vom Einfluss eines Pheroras bekommen sollte. 562 Um das zu verhüten, bitte er den König fußfällig, die geplanten Verbindungen ändern zu wollen, was umso leichter gienge, weil ja die königliche Familie noch über viele andere Sprösslinge verfüge. In der That hatte der König neun Frauen und von sieben darunter auch Kinder: Unser Antipater war ein Sohn der Doris, Herodes ein Sohn der Mariamne, der Tochter des Hohenpriesters, Antipas und Archelaus waren Kinder der Samariterin Malthace, die auch eine Tochter, namens Olympias, hatte, die spätere Gattin des Joseph, eines Brudersohnes des Königs. Von der Kleopatra aus Jerusalem stammten dann Herodes und Philippus, von der Pallas endlich Phasaël. 563 Töchter hatte übrigens der König auch noch andere, nämlich Roxane und Salome, die eine von der Phädra, die andere von der Elpis. Von zwei Frauen bekam er gar keine Kinder, die eine war zu ihm Geschwisterkind, die andere seines Bruders Tochter. Außer den genannten hatte Herodes noch zwei Töchter, Schwestern von Alexander und Aristobulus, Kinder der Mariamne. Unter Hinweis auf diese vielköpfige Nachkommenschaft nun bat Antipater um eine neue Anordnung der Verlöbnisse.
564 (5.) Da der König seine wahren Absichten auf die Waisen durchschaut hatte, so brauste er heftig auf, und es kam ihm unwillkürlich der Gedanke, dass es schließlich Antipater auch mit seinen früheren
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/117&oldid=- (Version vom 11.2.2020)