anlangt, so unterstützte er damit alle, die nur immer derselben bedürftig waren. Der Insel Rhodus gewährte er aus verschiedenen Anlässen und oftmal Geldunterstützungen zur Herstellung ihrer Seemacht, wie er auch das vom Feuer zerstörte pythische Heiligthum daselbst aus seinen eigenen Mitteln herrlicher wieder aufbaute. 425 Was soll ich dann noch schildern seine Geschenke an die Lycier und die Bewohner von Samos oder seine über ganz Ionien sich erstreckende Freigebigkeit, die sich bei allen möglichen, jeweilig auftauchenden Bedürfnissen bethätigte? Sind dann nicht Athen und Lacedämon, Nikopolis und Pergamum in Mysien überfüllt von Weihegeschenken des Herodes? Hat er nicht auch die Hauptstraße von Antiochia in Syrien, die wegen ihres Schmutzes gefürchtet war, in ihrer ganzen Länge von zwanzig Stadien mit poliertem Marmor pflastern und mit einem Säulengange von gleicher Ausdehnung zieren lassen, damit sich die Passanten vor Regenschauern dorthin flüchten könnten?
426 (12.) Während man nun freilich von diesen Zügen seiner Wohlthätigkeit sagen könnte, dass sie immerhin auf die betreffende beglückte Gemeinde beschränkt geblieben seien, so war dagegen die den Eleaten erzeigte Wohlthat ein Geschenk von allgemeiner Bedeutung, nicht bloß für Hellas, sondern für den ganzen bewohnten Erdkreis, da ja der Ruhm der olympischen Spiele überallhin gedrungen ist. 427 Da nämlich Herodes diese Kampfspiele infolge von Geldmangel schon im vollen Niedergange begriffen und so das letzte Stück, das noch von der Herrlichkeit des alten Hellas geblieben war, hinsinken sah, betheiligte er sich an denselben nicht bloß in jenem Spieljahre, in dem er auf seiner Romfahrt hier vorbeikam, als einmaliger Preisstifter, sondern bestimmte auch dafür auf immerwährende Zeiten gewisse Einkünfte, infolge deren sein Name als Preisstifter nie erlöschen wird. 428 Es wäre eine endlose Arbeit, wollte ich noch seine Schulden- und Steuernachlässe einzeln durchgehen, wie er unter anderen den Bewohnern von Phasaëlis und Balanea und den kleinen Städten in Cilicien die jährlichen Abgaben bedeutend erleichtert hat. Wenn jedoch etwas seine hochsinnigen Bestrebungen abschwächte, so war dies hauptsächlich die Besorgnis, allgemeinen Neid zu erwecken oder gar in den Ruf eines Mannes zu kommen, der auf noch Höheres Jagd macht, da er ja den einzelnen Städten mehr Wohlthaten spendete, als selbst ihre eigenen Fürsten.
429 (13.) Herodes verfügte auch über einen seiner Geisteskraft entsprechenden Körper. Stets war er ein sehr tüchtiger Jäger und verdankte sein Jagdglück ganz besonders seiner Reitkunst. So brachte er einmal an einem einzigen Tage vierzig Stück Wild zur Strecke. Das Land ist am meisten mit Hirschen und wilden Eseln gesegnet, obschon
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/091&oldid=- (Version vom 1.8.2018)