hervor: in unzähligen Schwärmen sammelten sie sich bei Kanatha in Cölesyrien, um dort den Angriff der Juden zu erwarten. 367 Als Herodes mit seinen Truppen in die Nähe des Feindes gelangt war, war sein Hauptbestreben darauf gerichtet, den Schlag gegen die Araber nach einem wohlvorbereiteten Plane zu führen, und gab zunächst den Befehl, ein befestigtes Lager zu errichten. Aber statt zu gehorchen, stürmte sein Kriegsvolk, noch begeistert vom früheren Sieg, gegen die Araber, warf sie auch beim ersten Anprall über den Haufen und setzte ihnen nach. Auf dieser Verfolgung gerieth aber Herodes in einen Hinterhalt, indem Athenio, einer der Generäle der Kleopatra, der ihm nie recht grün gewesen, die Eingebornen aus Kanatha auf die Verfolger plötzlich hervorbrechen ließ. 368 Bei diesem Angriff gewannen die Araber wieder frischen Muth, kehrten um und jagten, in geschlossenen Massen auf die Herodianer eindringend, dieselben in eine felsenreiche und zerklüftete Gegend, wo sie ein allgemeines Gemetzel unter ihnen anrichteten. Die sich noch aus dem Kampfe retten konnten, flohen nach Ormiza ins Lager, das dann die Araber einschlossen und mit der ganzen Besatzung aufhoben.
369 (3.) Kaum war das Unglück geschehen, als Herodes mit den Reserven auf dem Schlachtfelde erschien – aber es war für die Hilfe schon zu spät. Die Schuld an dieser Niederlage trug nur der Ungehorsam seiner Führer. Denn hätte man den Angriff nicht so überstürzt, so hätte Athenio keine Gelegenheit zur Ausführung seines verrätherischen Planes gefunden. Doch züchtigte später Herodes die Araber durch fortwährende Streifzüge in ihr Land, so dass er ihnen den einzigen Sieg oftmal eintränkte. 370 Während er nun am besten daran war, an seinen Feinden Rache zu nehmen, brach im siebenten Jahre seiner Regierung, während der Krieg von Actium schon in seinem vollen Gange war, ein anderes, diesmal von oben geschicktes, Unheil über ihn herein. Zu Anfang des Frühjahres vernichtete nämlich ein Erdbeben unermessliche Viehherden und 30.000 Menschen: doch blieb das Heer des Herodes davon unberührt, weil es im Freien campierte. 371 Aus diesem Anlass schwellte nun das Gerücht, das die Unglücksfälle immer schlimmer erscheinen lässt, als sie in Wirklichkeit sind, den Muth der Araber noch höher, weil es hieß, dass ganz Judäa ein Trümmerhaufen sei. In dem Wahne also, sich des verödeten Landes sofort bemächtigen zu können, rückten sie gegen Judäa an, nachdem sie zuvor noch die jüdischen Gesandten, die eben bei ihnen waren, als Opfer für den kommenden Kriegszug geschlachtet hatten. 372 Da das Volk wegen des bevorstehenden Einfalles ganz niedergeschmettert und von den so rasch aufeinanderfolgenden schweren Unglücksschlägen
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/080&oldid=- (Version vom 6.2.2019)