allseitige Gewährung seiner Wünsche abzuringen, bald gieng er wieder auf die Veste zurück, als wollte er nicht den Schein auf sich lassen, dass er sich selbst vor der Zeit unmöglich mache. 137 Erst als ihm Pompejus befahl, die Festungen abzutreten, und ihn mit Gewalt dazu verhielt, den einzelnen Festungscommandanten die schriftliche Weisung zur Auslieferung zu geben, da nämlich dieselben den bestimmten Auftrag hatten, nur seinen eigenhändig geschriebenen Befehlen zu gehorchen, gieng er voll Unmuth, nachdem er noch dem erwähnten Zwange nachgegeben hatte, auf Jerusalem zurück und rüstete sich zum blutigen Widerstande gegen Pompejus.
138 (6.) Da ihm Pompejus natürlich für seine Rüstungen keine Zeit lassen wollte, so folgte er ihm auf der Stelle, und seine Unternehmungslust verstärkte noch der Tod des Mithradates, der ihm in der Gegend von Jericho gemeldet wurde. In diesem Landstrich befindet sich der fetteste Boden Judäas, der eine reiche Fülle von Palmen und Balsam hervorbringt. Letzteren gewinnt man dadurch, dass man den unteren Theil der Stämme an der Oberfläche mit scharfen Steinen aufritzt, worauf an den Schnittstellen der Balsam ausschwitzt. 139 Nachdem Pompejus an diesem Platze eine Nacht gelagert hatte, eilte er beim Morgenroth gegen Jerusalem hinauf. Von seinem Anmarsch eingeschüchtert, kam ihm Aristobulus gnadeflehend entgegen und beschwichtigte durch das Angebot von Geldsummen, wie auch durch die Zusicherung der Uebergabe Jerusalems und seiner eigenen Person den Groll des Pompejus. 140 Er konnte jedoch nicht einen einzigen Punkt von seinen Versprechungen durchführen, da seine Parteigänger den zur Abholung des Geldes abgesandten Gabinius nicht einmal die Stadt betreten ließen.
141 (1.) Im Zorne darüber behielt Pompejus den Aristobulus in Haft und zog vollends an die Stadt heran. Hier hielt er nun zunächst Umschau, auf welchem Punkte er stürmen sollte, da er sofort die Wahrnehmung machen musste, dass mit den festen Mauern schwer etwas anzufangen, die Schlucht vor ihnen geradezu entsetzenerregend und auch das Heiligthum jenseits des Thales auf das stärkste ummauert war, so dass es selbst nach dem Falle der Stadt noch für die Feinde eine zweite Zufluchtsstätte abgeben konnte.
142 (2.) Während er nun lange Zeit rathlos hin und her dachte, riss unter den Juden in der Stadt eine Spaltung ein, indem die
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/037&oldid=- (Version vom 9.2.2020)