hier absichtlich unbeantwortet; nur so viel sei angedeutet, dass jene magyarischen und slawischen Stimmen, welche gern nach einigen Decennien den österreichischen Staat aus seinen Angeln gehoben sehn möchten und sein Zerfallen als unfehlbar ansehen, wohl etwas zu vorlaut sind. Oesterreich hat, wenn es überhaupt einer Rettung vor seinen Magyaren, tschechischen, russinischen und illyrischen Slawen bedarf, dieselbe in dem innigen und aufrichtigen Anschliessen an die sich bildende deutsche Nationalgesinnung, keineswegs aber in gewissen politischen Kunstgriffen.
Von hoher Wichtigkeit für das künftige Geschick des illyrischen Slawenstammes ist auch das weitere Verhalten Oesterreichs zum Deutschthum. Von einer Germanisirung der iliyrischen Slawen können nur noch solche träumen, welche weder mit dem zähen Wesen der Slawen, noch mit dem, was jetzt unter ihnen vorgeht, hinlänglich vertraut sind. In eine ganz untergeordnete Stellung können sie schwerlich bei dem künftigen Nationalitätenkampfe herabgedrückt werden. „Ganz Illyrien wimmelt von gewappneten Männern“, sagte unlängst der wohl unterrichtete Fallmerayer, und die slawischen Küstengebiete des adriatischen Meeres könnten leicht ein Zankapfel werden, um den Magyaren und Slawen, – oder auch Deutsche sich zu streiten haben werden. Regt sich doch selbst in Triest wieder das slawische Leben, das, wenn es sich auch zu keiner slawischen Universalmonarchie gestalten will, doch von Tage zu Tage in seinen einzelnen Repräsentanten immer entschiedener sich zu gemeinsamer Gesinnung erhebt. Allerdings wächst dabei der oft so lächerlich sich aufspreitzende Uebermuth der überspannten Partei der Slawen, die namentlich auch bei den Illyriern zu finden ist. Solche und ähnliche Richtungen strafen sich selbst, mögen sie gegen das deutsche oder ein anderes Element gerichtet sein. Thörichter Wahn aber auch ist es, von der Begeisterung und der gemeinsamen Gesinnung der aufgewachten Slawenwelt nur geringfügige und vereinzelte That zu erwarten, und noch unkluger und kurzsichtiger, sich mit ihr anders, als auf dem Wege der Humanität vertragen zu wollen. –
Ernst Eduard Kunik: Ljudewit Gaj und der Illyrismus. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843)_015-020.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)