andere Pfeife, wenn du aus der bläst, so bin ich bei dir und helfe dir aus der Not.“
Der Junge steckte die beiden Pfeifen zu sich, sagte dem wilden Mann lebewohl und wanderte durch den Wald zu des Königs Schloß.
„Ich will die hundert Hasen hüten,“ sprach er zum Könige, als er vor ihm stand.
„Weißt du denn auch, daß ich dir den Kopf abschlagen lasse, wenn dir auch nur einer verloren geht?“ fragte der König.
„Das habe ich nicht gewußt,“ antwortete der Junge, „es thut aber nichts zur Sache! Laßt nur die hundert Hasen aus dem Stalle, daß ich sie austreiben kann.“
Da ging der König mit ihm auf den Schloßhof, zog den Pflock aus der Krampe und öffnete die Thüre, und – hast du nicht gesehen – liefen die Hasen heraus und waren schon im Walde, ehe der Junge das Schloßthor durchschritten hatte.
„Die können aber laufen!“ rief er fröhlich. „Das macht, weil sie sich nach der Weide sehnen!“ Dann zog er ihnen gemütlich nach, in den Wald hinein.
Als der Abend kam, war rings um ihn, so weit er blicken konnte, kein einziger Hase zu sehen; da setzte er die Pfeife des wilden Mannes an die Lippen und blies, und sofort liefen von allen Seiten die Hasen herbei, als wenn die Hunde hinter ihnen wären, und er trieb sie alle hundert nach Hause, als wär’s eine Herde Lämmer.
„Was ist denn das!“ rief der König, als er am Abend aus dem Fenster sah und den Jungen mit den Hasen erblickte. „Der kann mehr wie Brot essen! Aber er
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/91&oldid=- (Version vom 1.8.2018)