und mit schwarzem Leder überzogene Peitsche und ging damit in die Stadt, wo Jochem Ochs Bürgermeister war.
„Wohnt der Schlingel, der Bürgermeister Jochem Ochs, hier?“ fragte er den Nachtwächter, als er zum Rathaus gekommen war.
„Ist er des Teufels!“ antwortete der Nachtwächter. „Wenn das unser Bürgermeister hört, so läßt er ihn in Ketten legen und bringt ihn an den Galgen.“
„Das fehlte noch gerade!“ schalt der Bauer, stieß den Nachtwächter beiseite und ging die Treppe hinauf in des Bürgermeisters Zimmer. Da saß er und hatte ein Paar große Vatermörder umgebunden und fuhr den Bauer strenge an, daß er so ohne weiteres in sein Zimmer gedrungen sei. Doch der Bauer verstand keinen Spaß.
„Du nichtsnutziger Lümmel!“ rief er zornig, „kannst du deinem alten Vater, der dich studieren ließ, nicht einmal einen guten Morgen bieten?“
Dann warf er dem Bürgermeister den neuen Strang über den Nacken, zog ihn vom Stuhle herab und schlug mit der dreifach geflochtenen Peitsche auf ihn ein, daß ihm Hören und Sehen verging.
„Jetzt kommst du mit nach Hause; und da mag Mutter sagen, was sie will, du wirst wieder vor den Pflug gespannt! Vierhundert Thaler für ihn bezahlt, und dann schreibt er noch nicht einmal und wird Bürgermeister und bietet seinem alten Vater keinen guten Morgen!“ Und indem er das sprach, schlug er unaufhörlich auf ihn ein.
Der Bürgermeister schrie, als wenn er am Spieße stäche, aber es kam niemand, ihm zu helfen; und da der
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)