erbat er sich von dem König Pferd und Wagen und fuhr zu dem Edelmann hinaus.
Als er vor ihm stand und sein Anliegen vorgebracht hatte, rief der Edelmann seine Frau herbei, und sie berieten mit einander, welche Antwort sie dem Freier geben sollten.
„Es ist des Königs Hofjäger und sein Liebling,“ sprach die Edelfrau, „wir machen uns das Herz des Königs geneigt, wenn wir ihm unsere Tochter geben.“
Das schien dem Edelmann ein guter Rat, und er sprach zu Hans und pustete dabei, als ob ihm die Luft ausginge:
„Herr Hofjäger, Ihr sollt meine Tochter haben!“
„Aber eine Bedingung stelle ich noch,“ sagte Hans, „ich muß Eure Tochter eine Nacht vor der Verlobung im Schlafe gesehen haben.“
Das gefiel dem Edelmann gar nicht; aber weil Hans darauf bestand und sagte, sonst würde aus der ganzen Hochzeit nichts, so gab er endlich nach, und der Hofjäger wurde in der Nacht in die Schlafkammer der Tochter geführt. Als er wieder allein war, klopfte er ihr mit dem Stocke auf den Mund und sprach:
„Wie oft hat dich ein fremder Mann schon geküßt?“
„Dreimal der Herr Rechnungsführer,“ antwortete der Mund.
„Jetzt geb’ ich das Freien auf!“ dachte Hans bei sich, rief dem dicken Edelmann in die Schlafkammer hinein:
„Eure Tochter mag ich nicht, die hat schon einen andern Schatz,“ und ehe der dicke Herr Luft und Worte
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)