Erlaubnis zum Tode brächten; sie ließen darum die Tonne stehen und liefen zum Bürgermeister.
„Kinder,“ sagte der, als ihm die Bauern den Handel vorgetragen hatten, „wenn’s so steht, hat er’s nicht besser verdient. Kullert ihn nur in den See!“
Die Bauern freuten sich über die Rede und gingen zum Berge zurück.
Inzwischen saß der Kuhhirt in der Tonne und dachte über sein Schicksal nach. Da kam des Weges der Schäfer mit seiner Herde. Als der Kuhhirt die Schafe blöken hörte, schrie er aus seiner Tonne heraus mit lauter Stimme:
„Ich kann nicht schreiben, |
„Ach,“ gab ihm der Schäfer zur Antwort, „ich kann gut schreiben, und gut lesen kann ich auch und möchte gerne Bürgermeister werden.“
Rief der Kuhhirt aus der Tonne: „Dir kann geholfen werden! Laß mich heraus und kriech statt meiner in die Tonne hinein.“
Das war der Schäfer wohl zufrieden, und es dauerte gar nicht lange, so war der Tausch gemacht; und der Kuhhirt trieb die Schafherde fort, während der Schäfer in der Tonne saß und immerfort schrie:
„Ich kann gut lesen, |
„Sieh,“ sagten die Bauern, als sie von der Stadt auf den Berg zurückkamen, „jetzt will er gar Bürgermeister
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)