und rief: „Mörder! Mörder! Der da hat meine Frau vor meinen sichtlichen Augen totgeschlagen!“ daß der Mann ihm nur schnell den Mund zuhalten mußte.
„Verrat mich doch nicht,“ sagte er, „du siehst, ich hab’s nicht mit Willen gethan! Ich werde dir tausend Thaler geben und für ein anständiges Begräbnis sorgen obendrein, wenn du stille bist.“
„Das ist etwas anderes,“ sagte der Kuhhirt, „wenn du das thun willst, so werde ich stille schweigen.“
Da nahm ihn der Mann mit sich in sein Haus und zählte ihm die tausend Thaler auf, und das war ein großer Sack voll Geld. Dann begrub er die tote Frau, als wäre es seine eigene, derweile der Kuhhirt ins Dorf zurückfuhr.
Diesmal mußte der Junge um einen halben Scheffel bitten.
„Geh’ nur, ich bring’s selbst,“ sagte der Schulze, der sich vor Verwunderung gar nicht zu lassen wußte; und als er in des Kuhhirten Haus kam, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen vor dem Gelde, das dort auf dem Fußboden lag.
„Nachbar, wie ist’s möglich! Wie ist’s möglich!“ rief er.
„Das ist gar nicht verwunderlich,“ sagte der Kuhhirt; dann erzählte er dem Schulzen, daß sie gestern Nacht nicht ihn, sondern seine Frau tot geschlagen hätten. Mit der sei er in die Stadt gefahren und habe dort tausend Thaler für die Leiche bekommen. Fünfhundert für den Backofen und dreihundert für das Kuhfell dazu,
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)