sich über das Gespenst, daß es ihnen den Speck gelassen habe.
„Es war ihm nur um die Säcke zu thun,“ sagten sie; und dann machten sie, daß sie mit dem langen Sack in ihre Wohnung kamen. Dort knüpften sie ihn auf und fanden die alte Großmutter darin.
„Du mein Gott,“ riefen sie erschrocken, „es hat all unsern Speck gefressen und die Säcke obendrein, und dann hat es sich in seinen eigenen Sack gelegt, daß wir es darin begraben sollen!“
Damit das Gespenst ihnen ja keinen Schaden zufügen möchte, trugen sie es darum noch in selbiger Nacht auf den Kirchhof zurück und fanden dort ein offenes Grab, das der Totengräber den Tag zuvor gegraben hatte.
„Schau,“ sprach der eine zum andern, „das hat die Leiche mit ihren eigenen Händen gekratzt und konnte es nicht wieder zuschütten; darum hat sie sich in den Sack gelegt, daß wir sie begrüben.“
Dann legten sie die alte Großmutter fein säuberlich in ihrem Sacke in die Grube hinein und warfen die Erde darauf.
Da hat sie gelegen und wird auch liegen bleiben bis auf den jüngsten Tag. Der Küster aber hatte Hammel- und Schweinefleisch, Weihnachtskuchen und Zeug und Geld und ein starkes, junges Pferd und zwei Säcke mit Speck obendrein. Jetzt konnte er aushalten, bis Marien kam und die Kinder das Schulgeld brachten.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)