Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen | |
|
Unter der Procession wird neben dem Freiheitshute und der blauen Parteifahne auch ein aus Holz geschnitzter Kopf des durchgefallenen Candidaten einhergetragen. Die Metzger machen hinter demselben mit politischem Wohlwollen ihre schön klingende Musik des Beils[1] und Markknochens. – Vor der Fahne ist ein Schneider sichtbar, an der Scheere kennbar. Er bedeckt voll Angst sein Gesicht, denn hinter ihm steht seine Frau und bearbeitet ihm Kopf und Rücken mit einem Knittel, weil er sich in der Siegesfreude betrunken hat. – Daß es auch hier noch nicht an Stoff zur Berauschung fehlt, sieht man aus einem Faß Bier, welches herbeigetragen wird. Ferner untersucht ein Küfer ein geleertes Faß, ob dasselbe vielleicht während des Wahltumults den einen oder andern Leck erhalten hat. Es soll wahrscheinlich, um den Tag zu beschließen, auf’s Neue gefüllt werden.
Der Kirchhofmauer gegenüber stehen zwei Häuser; das eine gehört einem Sachwalter (Attorney). Im obern Stock wird nämlich ein Contract (inventure) unterzeichnet, dessen Zettel mit dem Siegel aus dem Fenster hängt. Das andere Haus ist ruinirt. Nichols meint, Hogarth habe damit andeuten wollen, in der Nähe jenes Geschmeißes (in the neighbourhood of such vermin) könne Nichts gedeihen. Besser scheint die Erklärung, daß jenes Haus von einem Pöbelhaufen während der Wahlaufregung demolirt worden sei. – In dem Hause des Sachwalters hat sich übrigens die geschlagene Partei versammelt. Drei Gesichter blicken lachend aus einem Nebenfenster, und trösten sich über ihre Niederlage mit den schlimmen Vorbedeutungen, womit H. Doddington’s parlamentarische Laufbahn eröffnet wird. Eine durchaus verschiedene Stimmung zeigt der geschlagene Candidat am Hauptfenster. Der Herzog von Newcastle[2], an dem breiten Ordensbande kennbar, sucht ihn zu trösten, und verspricht ihm wahrscheinlich, als erster
Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1840, Seite 778. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hogarth_erkl%C3%A4rt_von_Lichtenberg_(Kottenkamp_Stuttgart_1840).pdf/897&oldid=- (Version vom 29.12.2019)