Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen | |
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durch die Stuarts nothwendig sind, auf einer Schleife mit zu Schiffe. Bekanntlich waren damals französische Landung und das Verfahren, womit Ludwig XIV. die Hugenotten beglückte, bei den Engländern synonym. Die Ursachen, welche Jakob’s erzwungene Reise bewirkten, standen in um so lebhafterem Andenken, da die Stuarts zweimal den Bürgerkrieg erregt hatten. Daher waren Priester das nothwendige Zugehör zu allen bildlichen Darstellungen, welche hierauf Bezug hatten. Als z. B. der Freund des Künstlers, der berühmte Fielding, nach der Landung des Prätendenten, sein Zeitblatt The Jacobite’s Journal einige Zeit lang schrieb, nahm er folgende Vignette: Ein Schotte reitet auf einem Esel, den ein Capuziner leitet. – Der Capuziner auf diesem Blatte ist jenem vorausgesetzten Verfahren gemäß beschäftigt. Er prüft mit Wohlgefallen die Schärfe des Henkerbeils. Auf der Schleife hat er sich wohl versehen. Dort sieht man Werkzeuge zu den damals in Frankreich allgemeinen grausamen Todesstrafen und zur Tortur, welche beide den reisenden Engländern ein Greuel waren. Vor Allen ist ein Rad und das Modell eines Galgens bemerkbar; ersteres seit der Aufhebung des Edikts von Nantes die Strafe reformirter Prediger, die ihre Pflicht ausübten, und die folgenreiche Todesart des Reformirten aus Toulouse, Jean Calas. Der hauptsächlichste und ehrwürdigste Apparat besteht jedoch in einem Bildniß des heiligen Antonius mit dem Schwein und in dem Plane zu einem neu zu errichtenden Kloster in Blackfriar’s, einem Theile von London; dort befand sich nämlich bis auf Heinrich VIII. ein Capuziner-Kloster, welches jenem Stadttheile den Namen gab, und worauf die hier repräsentirte Kirche seit mehr als zweihundert Jahren ihre Ansprüche noch nicht aufgegeben hat. Hinter dem Capuziner ist noch ein Soldat bemerkbar, welcher mit dumpfem und etwas neugierigem Ausdruck den Apparat betrachtet, dessen Bedeutung ihm, dem Sclaven auf Lebenszeit, nicht recht einleuchtet.
Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1840, Seite 606. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hogarth_erkl%C3%A4rt_von_Lichtenberg_(Kottenkamp_Stuttgart_1840).pdf/725&oldid=- (Version vom 9.9.2019)