Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen | |
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allzunah, und näher als bei der Hektik, wodurch jene Bedeutung eingeschränkt wird. Wo ich nicht irre, so ist eine solche Zusammenkunft das Zeichen von sich selbst bewußter Ungewißheit, die sich hinter Bedächtlichkeit steckt. Bei der Wassersucht scheint sie aus einem Conflictus von unverdauter Lectüre, bei dem determinirtern Blick der Schwindsucht, aus einem ähnlichen von Praxis herzurühren. O! liebe, liebe Frau Schwester, sagt die Wassersucht, glauben Sie mir doch auf mein Wort. „Nein! nichts, nichts, gar nichts, keucht die Schwindsucht, – hier in diesem Büchschen – und bei dieser Explosion von Vornen wird der Stoß nach Hinten, wie überhaupt bei Schießgewehren, so stark, daß Stuhl und Tisch umfallen. Dieses ist, wie der Leser sieht, eine zweite Hypothese, die Revolution in diesem Zimmer zu erklären. Wir stellen sie mit Fleiß der andern, die alles durch Stoßkraft des Deutschen begreiflich zu machen suchte, an die Seite, denen zu Liebe, die glauben, daß, wenn bei einem solchen Conflictus der Deutsche nur sein Phlegma lange genug beibehalten könnte, der Gegner von der vulcanischen Nation[1] von selbst platzen oder sich zertoben würde. Auf keine Weise aber wagen wir es, theuerster Leser, bei der Dürftigkeit unseres individuellen Sprachschatzes[2] und unserem Mangel an Weltkenntniß, Dir die stäten und stillen Kräfte sowohl, als die veränderlichen und tobenden, die hier wirkten, zugleich mit der Stoß-Ableitung, die ihnen die Stumpfnase mit dem Wermuth-Gesicht entgegensetzt, ganz in Worte zu bringen; und was Hogarth so unnachahmlich gezeichnet hat, in einer Idylle vollständig darzustellen. Ich würde es wagen, und schon längst gewagt haben, hätte ich deine Feder, vortrefflicher Müller[3], aus dessen unerreichbaren
Georg Christoph Lichtenberg, Franz Kottenkamp: W. Hogarth’s Zeichnungen, nach den Originalen in Stahl gestochen. Literatur-Comptoir, Stuttgart 1840, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hogarth_erkl%C3%A4rt_von_Lichtenberg_(Kottenkamp_Stuttgart_1840).pdf/368&oldid=- (Version vom 9.9.2019)