Zum Inhalt springen

Seite:Hoffmann Fantasiestücke in Callots Manier Bd.2 1819.pdf/311

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

thörichte Fantasterei verdarb, brach auf mit dem Bedächtigen. Ihnen folgte der Joviale, und nur der reisende Enthusiast und treue Freund (Beide sind, wie es hier ausdrücklich bemerkt wird, in einer Person vereinigt) blieb noch bei dem Kreisler zurück. Dieser saß schweigend mit verschränkten Armen auf dem Sopha. „Ich weiß nicht,“ sprach der treue Freund, „wie Du mir heute vorkommst, Kreisler! – Du bist so aufgeregt, und doch ohne allen Humor, gar nicht so, wie sonst!“ – „Ach, Freund!“ erwiederte Kreisler, „ein düstrer Wolkenschatten geht über mein Leben hin! – Glaubst Du nicht, daß es einer armen unschuldigen Melodie, welche keinen – keinen Platz auf der Erde begehrt, vergönnt seyn dürfte, frei und harmlos durch den weiten Himmelsraum zu ziehen? – Ei, ich möchte nur gleich auf meinem chinesischen Schlafrock wie auf einem Mephistophelesmantel[WS 1] hinausfahren durch jenes Fenster dort!“ – „Als harmlose Melodie?“ fiel der treue Freund lächelnd ein. „Oder als basso ostinato,[WS 2] wenn Du lieber willst,“ erwiederte Kreisler, „aber fort muß ich bald auf irgend eine Weise.“ Es geschah auch bald, wie er gesprochen.




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Faust reitet mit Mephistopheles auf dessem Mantel durch Nacht und Luft nach Auerbachs Keller.
  2. Der Basso ostinato ist eine beständig wiederkehrende Figur des Basses.