will indessen glauben, daß es die Liebe ist, die Euch in dem Gehirn spukt, das giebt sich aber bald in der Ehe, sonst wäre mir bange, daß auch Sie in einigen Wahnsinn verfallen, verehrungswürdiger Hofrath, und würde dann Sorge tragen wegen der Descendenz, die das Malum der Eltern vererben könnte. – Nun, ich gebe meinen väterlichen Segen zu der fröhlichen Verbindung und erlaube, daß Ihr Euch als Braut und Bräutigam küsset.“ Dies geschah sofort, und es war, noch ehe die aufgetragene Suppe kalt worden, die förmliche Verlobung geschlossen. Wenige Wochen nachher saß die Frau Hofräthinn Heerbrand wirklich, wie sie sich schon früher im Geiste erblickt, in dem Erker eines schönen Hauses auf dem Neumarkt und schaute lächelnd auf die Elegants hinab, die vorübergehend und hinauflorgnettirend sprachen: „Es ist doch eine göttliche Frau die Hofräthinn Heerbrand!“ – –
E. T. A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot’s Manier. Kunz, Bamberg 1819, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoffmann_Fantasiest%C3%BCcke_in_Callots_Manier_Bd.2_1819.pdf/218&oldid=- (Version vom 1.8.2018)