ich nicht mehr den mimischen Darstellungen meiner Dame beiwohnen durfte, und bei einem Haar mit Schimpf und Schande aus dem Hause gejagt worden wäre.
Ich. Du nimmst wol die Sphinx allegorisch, um mir irgend einen neuen Charakter Deines Zirkels aufzuführen?
Berganza. Nichts weniger als das! – Ich meine die ächte Sphinx mit dem egyptischen Kopfputz und den stieren eirunden Augen.
Ich. So erzähle.
Berganza. Sey es nun aus Rache, wegen des verfehlten philosophischen Cursus, wie der unentschiedene Charakter behauptete, oder bloß aus Ekel und Abscheu gegen das angeeignete leere Kunststreben meiner Dame, kurz, der Professor war ihr Ichneumon, der sie stets verfolgte, und ehe sie sich’s versah, in ihrem Innersten wühlte. Auf eine ganz eigne geschickte Weise wußte er sie in ihre eignen Floskeln und Phrasen, in ihre philosophisch-ästhetischen Kunsturtheile zu verflechten und zu verstricken, daß sie tief in den mit Unkraut bedeckten Irrgarten des prosaischen Unsinns hineingerieth, und vergebens den Ausweg suchte. Er trieb seine Bosheit so weit, daß er ihr unter dem Namen tiefer philosophischer Sätze, nichtssagende, oder auf eine gemeine Albernheit hinauslaufende Phrasen vorsagte, die sie bei ihrem starken Wortgedächtniß behielt,
E. T. A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot’s Manier. Kunz, Bamberg 1819, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoffmann_Fantasiest%C3%BCcke_in_Callots_Manier_Bd.1_1819.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)