von der Stimme getrieben, irrt der Künstler oft umher und kann seine Heimath nicht wiederfinden, bis der Freunde Zuruf ihn wieder auf Weg und Steg leitet.
Wenn ich in Forkels musikalischer Bibliothek die niedrige
schmähende Beurtheilung von Glucks Iphigenia in
Aulis lese, wird mein Gemüth von den sonderbarsten Empfindungen
im Innersten bewegt. Wie mag der große, herrliche
Mann, las er jenes absurde Geschwätz, doch eben
von dem unbehaglichen Gefühl ergriffen worden seyn, wie
einer, der in einem schönen Park zwischen Blumen und
Blüthen lustwandelnd von schreienden, bellenden Kläffern
angefallen wird, die ohne ihm nur den mindesten bedeutenden
Schaden zufügen zu können, ihm doch auf die unerträglichste
Weise lästig sind. Aber wie man in der
Zeit des erfochtenen Sieges gern von den ihm vorhergegangenen
Bedrängnissen und Gefahren hört, eben
darum, weil sie seinen Glanz noch erhöhen, so erhebt
es auch Seele und Geist, noch die Ungethüme zu beschauen,
über die der Genius sein Siegespanier schwang,
daß sie untergingen in ihrer eignen Schmach! –
Tröstet Euch – ihr Unerkannten! ihr von dem Leichtsinn,
von der Unbill des Zeitgeistes Gebeugten; Euch
E. T. A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot’s Manier. Kunz, Bamberg 1819, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoffmann_Fantasiest%C3%BCcke_in_Callots_Manier_Bd.1_1819.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)