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Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/269

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Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Bezüglich der ersten Art ergibt sich Klarheit aus dem Dialoge des Severus, des berühmtesten Schülers des Heiligen Martinus, wo berichtet wird, es habe einen Pater von heiligstem Lebenswandel gegeben, der so mit dem Gnadengeschenk der Austreibung der Dämonen begabt war, daß diese nicht bloß vor seinem Worte flohen, sondern auch vor den Briefen und Handlungen dieses Paters. Und da er vor der Welt sehr berühmt war, fühlte er, daß er von eitler Ruhmsucht versucht wurde, und wiewohl er diesem Laster mannhaft Widerstand leistete, so bat er doch, damit er noch mehr gedemütigt werde, Gott mit aller Inbrunst, daß er fünf Monate lang von einem Dämon besessen werde, was denn auch geschah: denn man mußte ihn als einen Besessenen sofort fesseln und bei ihm alles anwenden, was bei Dämonischen gebräuchlich ist. Als aber der fünfte Monat zu Ende war, ward er fernerhin sowohl von jeder eitlen Ruhmsucht als auch von dem Dämon befreit.

Aber daß aus diesem Grunde jemand durch Behexung seitens eines anderen vom Dämon besessen gemacht werden könne, wird für jetzt ebensowenig bejaht, als man nicht liest, daß es je geschehen sei, mögen auch die Ratschläge Gottes, wie vorausgeschickt ist, unfaßbar sein.

Bezüglich der zweiten Art aber, daß nämlich jemand infolge eines fremden, leichten Vergehens besessen gemacht wird, bringt der Heilige Gregorius ein Beispiel von dem heiligen Abte Eleutherius, einem ganz schlichten Manne, dem man, als er einst nahe bei einem Jungfrauenkloster übernachtete, ohne sein Wissen in seine Zelle einen kleinen Knaben zu tun anordnete, der jede Nacht vom Dämon beunruhigt wurde. Aber in derselben Nacht wurde er durch die Gegenwart des Paters vom Dämon befreit. Als er dies Geschehnis erfahren hatte und der Knabe bereits im Kloster des heiligen Mannes untergebracht war, sagte dieser nach Verlauf vieler Tage zu seinen Mitbrüdern, indem er sich ein wenig unmäßig über die Befreiung des Knaben freute: „Der Teufel hat sich mit jenen Schwestern nur einen Scherz gemacht!“ Aber als er zu den Dienern Gottes ging, bemerkte er, daß jener Knabe nicht herbeikam; und siehe, sofort begann der Teufel den Knaben zu beunruhigen. Durch die Tränen und das Fasten des heiligen Mannes und der Mitbrüder wurde er mit Mühe, aber doch denselben Tag noch befreit.

Wenn nun ein Unschuldiger infolge eines leichten und noch dazu fremden Vergehens besessen gemacht wird, so ist es nicht verwunderlich, wenn manche wegen einer eigenen verzeihlichen oder einer schweren fremden Sünde oder auch wegen einer eigenen Tat auch auf Drängen der Hexen durch die Dämonen

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/269&oldid=- (Version vom 1.8.2018)