Zum Inhalt springen

Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/263

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer

Es können auch alle wunderbaren Taten des Antichrists und der Hexen Lügenwerke genannt werden, insofern sie nur zur Täuschung geschehen; und dann wird eben der Antichrist dabei tätig sein. So Thomas, dist. 8, über die Kraft der Dämonen bei ihren Handlungen.

Hier könnte auch die Unterscheidung vorgebracht werden, die im Compendium theologicae veritatis gegeben wird, und zwar zwischen Wunderbarem und Wunder. Weil nämlich ein Wunder eigentlich viererlei fordert: daß es von Gott sei, daß es außer der Existenz der Natur sei, gegen deren Ordnung es geschieht; drittens, daß es augenfällig sei und viertens zur Stärkung des Glaubens diene: Darum können die Werke der Hexen, weil es hier wenigstens am ersten und letzten fehlt, wunderbare Werke genannt werden, aber nicht Wunder; auch aus dem Grunde, weil sie zwar im gewissen Sinne Wunder genannt werden können; weil sie jedoch teils über der Natur, teils gegen die Natur, teils außer der Natur sind: und zwar sind über der Natur diejenigen, bei denen nichts Aehnliches in der Natur und deren Macht ist, wie daß eine Jungfrau gebäre; gegen die Natur, was gegen den gewöhnlichen Hergang in der Natur, aber gemäß der natürlichen Grenzen geschieht, wie die Heilung eines Blinden; außer der Natur, was in naturähnlicher Ordnung geschieht, wie bei der Verwandlung von Stäben in Schlangen, was die Natur hätte tun können, durch lange Verwesung, wegen der Art der Samenbildung: So also werden die Werke der Hexen nur wunderbar genannt.

Es frommt, ein Geschehnis zu berichten und einige Zeit auf dessen Erklärung zu verwenden.

Es gibt eine Stadt in der Diözese Straßburg, deren Namen zu verschweigen die Pflicht der Liebe und des Anstandes fordern, wo einst ein Arbeiter in einem Hause Brennholz zersägte; da kam eine Katze von nicht geringer Größe, die sich abarbeitete, an ihm emporzuspringen und ihn so zu belästigen. Er verjagte sie, aber siehe da! eine zweite, noch größere, kam zugleich mit der ersten, und beide griffen ihn noch ungestümer an; als er sie wieder vertreiben wollte, da wurden es drei und griffen ihn an, indem sie bald nach seinem Gesichte drangen, bald ihn in die Hüfte bissen. Jener, in Furcht gesetzt und erschrocken (wie er selbst erzählte), wie nie zuvor, schützte sich mit dem Zeichen des Kreuzes, ließ seine Arbeit im Stich, und, indem er mit einem Stück gespaltenem Holz auf die feindseligen Katzen, die immer wieder bald nach seinem Kopfe, bald nach seiner Kehle drangen, losschlug, der einen auf den Kopf, der anderen auf die Beine oder über den Rücken, verjagte

Empfohlene Zitierweise:
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)