Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer | |
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weil sie aus den Anzeichen, die von der Seele des Menschen ausgehen, schlauer als (selbst) ein kluger Mann auf das schließen, was in der Seele ist oder sein wird. Sie wissen nämlich, welche Instinkte wahrscheinlich folgen werden, und folglich welche Taten. Siebentens, weil sie die Taten der Propheten und ihre Schriften besser kennen als die Menschen, und von ihnen vieles in der Zukunft abhängt; deshalb können sie daraus vieles von der Zukunft vorhersagen. – Das wird auch berührt XXIV, 4, Sciendum. Daher ist es kein Wunder, wenn der Dämon die natürliche Lebenszeit der Menschen wissen kann, mag es anders sein mit einem zufälligen Ende, welches (z. B.) durch Einäscherung einträte, die der Dämon am Ende ja bezweckt, wenn er, wie gesagt, die Hexen nicht willig findet und nun ihre Umkehr und Besserung fürchtet, während er andere, die er willig weiß, auch bis zum natürlichen Ende, bis zum Tode verteidigt.
Nun wollen wir noch in beider Beziehung Beispiele und Geschehnisse anführen, die von uns gefunden worden sind.
In der Diözese Basel nämlich gab es in einem Dorfe am Rheine mit Namen Oberweiler einen gut beleumundeten Leutepriester, mit der Ansicht oder vielmehr dem Irrtume, es gebe keine Hexerei in der Welt, sondern nur in der Meinung der Menschen, die derlei Taten schlechten Weibsstücken zuschrieben. Ihn wollte Gott dermaßen von seinem Irrtume heilen, daß auch noch andere Wege der Dämonen, den Hexen die Lebensdauer vorzuschreiben, ans Licht kämen. Denn als er einmal in Geschäften eilig über die Brücke schritt, kam ihm zum Unglück ein altes Weib entgegen, der er am Brückenkopf keinen Platz machen wollte, daß sie hinüberginge; sondern er schritt großspurig einher und stieß zufällig die Alte in den Dreck, weshalb sie empört in Schmähreden ausbrach und ihm zurief: „Warte, Pfaff, du sollst nicht ungestraft hinübergehen.“ Mochte er auch die Worte nur wenig beachten, so fühlte er doch in der Nacht, als er aufstehen wollte, unterhalb des Gürtels, daß er behext war, so daß er sich fortan immer von einigen Männern führen lassen mußte, wenn er die Kirche besuchen wollte. So blieb er drei Jahre unter der häuslichen Pflege seiner leiblichen Mutter. Als nach dieser Zeit jene Alte erkrankte, die er auch wegen der schmähenden Worte, mit denen sie ihm gedroht, immer im Verdacht gehabt hatte, sie müßte ihn behext haben, so traf es sich, daß sie in ihrer Krankheit zu ihm schickte, um zu beichten. Obwohl der Priester grob sagte, sie solle dem Teufel, ihrem Meister, beichten, so ging er doch auf die Bitten seiner Mutter, mit den Armen
Jakob Sprenger, Heinrich Institoris; J. W. R. Schmidt (Übersetzung): Der Hexenhammer. Hermann Barsdorf, Berlin & Leipzig 1923 / 1489, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hexenhammersprenger1923.djvu/221&oldid=- (Version vom 1.8.2018)