alte nach Zweck und Ziel des Daseins sich zusammen. Neue Mittel und Schlüsse suchen diese zu lösen, neue Tröstungen und Heilmittel jene zu wenden. Aber es bleibt doch dabei, daß in keinem andern das Heil der Welt ist als in dem, der die Arme am Kreuze ausgebreitet hat, um emporzuheben. Wo das Rätsel der Sünde gelöst ward von dem, der es an sich erfuhr, da bleibt der allzeit kräftige Trost.
Zu dem dichterisch schönen und doch tatenreichen Zeugnis des sonnigen und siegesfrohen Predigers, der sich nicht ewige Jugend geschworen, sondern empfangen hatte, weil im Mittelpunkt seines persönlichen und amtlichen Lebens Jesus Christus als Meister aller Schönheit stand (Weisheit Sal. 13, 3), trat das gewichtige und markige Wort Adolf Kahls, dessen beste Kraft der hiesigen evangelischen Gemeinde galt, ohne auf sie beschränkt und von ihr ganz gebraucht zu sein, des Gründers und Leiters der ersten bayerischen Arbeiterkolonie, nach dessen Willen Nord und Süd unseres Bayernlandes für die wandernden Brüder auf der Landstraße die Herberge bereiten mußte, dort Simonshof in der Rhön, hier Herzogsägmühle am Fuß der Alpen.
In einem Vortrag über Gewinnung persönlicher Kräfte für die freie und für die berufsmäßige Tätigkeit im Dienste der inneren Mission betont Kahl die allgemeine Wehr- und Dienstpflicht aller Gläubigen für das große Werk der Hilfeleistung, die Dämme gegen die Hochflut der Sünde ausrichtet, fortgetragenes Land einholt, anderes rettet, bepflanzt und bestellt, schärft den Pfarrern das Gewissen und prägt den Männern und Frauen ein, wieviel sie tun könnten, wenn sie berechnen, was sie unterlassen haben, ruft Synoden und Konferenzen, Kirchenleitung und die akademische Unterweisung zur Arbeit herbei, legt es der inneren Mission ans Herz, nicht Zahlen, sondern Persönlichkeiten, nicht Maßnahmen, sondern Menschen Gottes aufzubieten und anzustellen.
Buchrucker, der wahrlich zum Urteil befähigte Zeuge jener Tagung vor fünfundzwanzig Jahren, rühmt in seinem Berichte, Stählins Predigt sei eine leuchtende Tat, Kahls Vortrag eine stützende Kraft gewesen. Und das reiche Zeugnis der großen Versammlung dankte für beides.
Mögen die Lichtgestalt Stählins, die Kraftgestalt Adolf Kahls, die aus Leid und Arbeit verklärte Freundlichkeit und praktische Weisheit Karl Buchruckers, ein Dreiklang aus der Welt ungestörter Einmütigkeit und unverstimmter Harmonien uns umgeben! Die Wolke der Zeugen senke sich auf uns nieder, der Segen des Treuen und Wahrhaftigen gönnt sie uns: Glaube, Hoffnung und Liebe bleiben.
Hermann von Bezzel: Pflicht und Recht der Inneren Mission. Paul Müller, München 1915, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Pflicht_und_Recht_der_Inneren_Mission.pdf/6&oldid=- (Version vom 9.9.2016)