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Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungs-Unterricht 1909.pdf/94

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durch deren Hereinnahme sich zu verweltlichen. Es erschien den Heiden wie ein merkwürdiges Wagnis der Kraft, daß so viele, die dem Christentum sich nähern wollten, von ihm mit ängstlichen Augen angesehen wurden, während solche, die mit ängstlichen Augen wohl hätten angesehen werden mögen, von dem neuen Leben angezogen und hereingenommen wurden. Und wie das Leben des Herrn Christus in der Armut Seiner Gemeinde sich darstellt und wiederstrahlt, so wird am Ausgang der Tage, das ist fraglos gewiß, eine kleine arme Schar sich um dies arme Evangelium sammeln. Die Anzeichen hiezu sind mächtig vorhanden und nur der Diesseitigkeitsmensch erbebt vor ihnen, während der Mensch, der seine Heimat und sein Bürgerrecht anderswo hat, in dieser Umscharung des Kreuzes von etlichen geistlich Armen ein Zeichen, daß er auf dem rechten Weg ist, erblickt. Gerade dies Zuströmen der Not, deren die Welt sich auf die Dauer gar nicht annehmen kann, gerade dies Scharen der Unwerten und Unguten, der hilflosen Elemente, dieser Residuen aus dem großen Kampf, dieser armen Gestrandeten aus dem großen Schiffbruch, um Jesu Namen und Wort, ist ein Beweis, daß eben die Kirche am meisten segnet und nützte, die am meisten den Augenschein der Dinge zurückstellt und in das Geheimnis des Wesens wieder einzukehren sucht, so auch in den schweren Lehrkämpfen, die ja schließlich gar nicht ausbleiben können und die wirklich nicht mit der Leugnung Jesu enden werden, sondern mit der Leugnung des persönlichen Gottes überhaupt. Man wird in 10 Jahren wahrhaftig noch mit manchem Theologen sich zufriedengeben, der noch den ersten Glaubensartikel ohne irgendwelche Einschränkung bekennt. Es strebt die ganze theologische Entwicklung auf die allerdürftigste monistische Anschauung, auf diese ganze jammervolle Vereinerleiung von Gott und Welt, von Mensch und Seele und Wesen und Werk, eine Identifizierung von gut und böse. Da wird dann seitab von dem großen lärmenden Markt des Lebens die Schar derer stehen, die gar nichts mehr zu verlieren haben und aus dem Umstand allein die Hoffnung ableiten, noch etwas gewinnen zu können. Für diese Schar wird sich das alte Programm des Evangeliums wieder siegreich ergeben, Arme werden mit der frohen Botschaft erquickt, Arme vom Evangelium des Sünderfreundes gesucht und die Landlosen, die Armen werden von einer ewigen Heimat aufgenommen und in ihr begnadet. Das wird die Seelsorge der weiblichen Diakonie sein, daß sie, alles Außenwesens entledigt, des in einer raschen Flucht von 70 Jahren erworbenen Ruhmes beraubt, all des Augenscheins der Dinge, an dem sie lange genug hielt, entleert, darin ihre einige Freude sieht, mit Armen arm zu