geordneten Weg durch das Wort, mit dem sich die Geschichte aller meiner Väter vermählt hat, beruft und wie Er dasselbe labende, lockende, werbende, evangelische Wort an mich kommen läßt, das meine Väter hat vertrauensvoll überwinden lassen, im schweren, ernstlichen und einsamen Kampf, und so wie Er diesem alten, oft gehörten, oft gebrauchten, noch öfter überhörten Wort immer wieder Jugendkräfte gibt, die stark genug sind, ein Leben vom Tod zu erlösen, so will Er mit mir Armen es ernstlich meinen; denn von dieser allumfassenden Berufung durch das evangelische Wort sehe ich hinüber auf die Herrlichkeit und Gabe, die mir zuruft: es ist ernst gemeint. Ach, mögen andre in der Berufung die Möglichkeit erblicken, daß es nur ein Schein sei und so ihr Herz aufs neue bedrücken und betrüben, mögen andere mit der bösen, bangen Frage in die Berufung treten: Ists denn wahrlich so gemeint, darf ichs ganz glauben, liegt kein Irrtum vor? Habe ich auch recht gehört? Gilt das mir oder war es ein schwerer Traum? Sage ihnen: Deine Berufung ist ernst, Sein Wort steht nicht auf Schrauben. Man weiß es nicht, sonst würde man es nicht tun, was man der Gemeinde Großes entzieht, wenn man an der Ernstlichkeit und Kraft und Lauterkeit des Wortes, daß der hl. Geist an uns wirkt, zweifelt. Wie wenn man eine Schar von Blinden mit gebrochenen Stäben an einem Abgrund aufstellt – ein Schritt – und sie sinken in die Tiefe, so ist unser armes Volk, wenn ihm das Wort seines Gottes genommen und die Ernstlichkeit der Berufung des hl. Geistes verdächtigt ist. Wir aber glauben an den hl. Geist und seinen Ernst. Wir sagen es uns tausendmal vor, so viel Gegenstimmen auch laut werden: Ich bin ja doch Dein liebes Kind, Du meinst es ernst und in dieser Ernstlichkeit und Ehrlichkeit und Treulichkeit des hl. Geistes, in dieser Wunderbarkeit unsres Herrn Jesu jauchzt meine Seele auf. Wahrlich, Du bist treu, Du führst mich recht.
Wenn bei der dritten Berufung, bei der Berufung durch den hl. Geist, die – wie wiederholt gesagt wurde – zu Jesu Kreuz und zur Gottestat hinführen will, der Zweifel einsetzte, und der Zweifel die Oberhand gewänne, so wären wir die elendesten unter allen Kreaturen. Hier muß es Dinge geben, über die man sich nicht zurückdrängen lassen, eine Linie, jenseits derer man nicht mehr bleiben darf; hier muß eine Ernstlichkeit und eine Treulichkeit statthaben, die da spricht: Hier und nicht weiter. Schwestern, wer nicht an die Ernstlichkeit der Berufung des hl. Geistes glaubt, der muß einst an diese Ernstlichkeit glauben, wenn es zu spät ist. Wir wollen mit allem, was wir sind und was in uns ist, ganz streng und starr und wahr sagen: Ich bin berufen, berufen, wie meine Väter alle und ich bin zu
Hermann von Bezzel: Einsegnungs-Unterricht 1909. , Neuendettelsau 1910, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Einsegnungs-Unterricht_1909.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)