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Seite:Hermann von Bezzel - Einsegnungs-Unterricht 1909.pdf/119

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Wirklichkeiten, welche die Kirche noch kommen sieht, in unserem Herzen erleben lasse. Hier in diesem Herzen drängen sich die christusfeindlichen Gestalten und Gewalten zusammen. Da entbrennt der bittere Kampf, ob es denn auch der Mühe wert sei, für eine längst verlorne und verschollene Sache noch zu leiden, da erheben sich neue Gestalten für den alten Christus, der Begriff des Humanitären, des allgemein Weltseligen, der Begriff des für den Moment Geborenen und aus dem Moment Geborenen. Wir spüren es, die Menschenseele hat eine tiefe Feindschaft gegen ihren Herrn und wenn wir diesen einen Kampf in uns durchleben, dann werden auch wieder die Friedenszeiten kommen, welche die Kirche so gern unter dem Bild des tausendjährigen Reiches befaßt, da ihr Herr der einzelnen Seele Ruhestunden gibt, in denen diese Seele, sich mit ihrem Herrn und Heiland besprechend, das vergessen kann, was sie noch an Ort und Zeit von ihm scheidet, und männlich und getröstet die Aufgabe an sich nehmen wird, die ihr gegeben ist. Dann wird der Herr die einzelne Seele erlösen. Man hat ja ein Mittel, um die Zeit, die enteilt, zu halten und die verweilt, wenn man sie beeilen will, mit großer Schnelligkeit zu versehen und dieses Mittel heißt: „Weit über Berg und Tale, weit über blaches Feld schwingt sie sich über alle und eilt aus dieser Welt“, – die große Kraft der tatenreichen Sehnsucht – die nicht in stiller Beschaulichkeit dem Leben sich abwendet und so im Genuß für die großen Aufgaben der Zeiten weder etwas austrägt noch leistet, auch nicht die stürmische Sehnsucht, welche über dem Fernliegenden das Nächste verabsäumt und übersieht, sondern die tätige Sehnsucht, die hier auf Erden baut, als müsse man bleiben, und über die Erde hinzieht, weil man nicht bleiben muß, diese große gehaltene Kraft, welche der Mensch hat, wenn alles um ihn herum versinkt und vergeht, da er weiß, in wessen Kraft und Nachfolge er arbeitet.

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 Ich wünsche aber zu der Ueberwindung von Zahl und Quantität ein Weiteres: Laßt uns nicht auf Erfolge sehen. Es hat je und je der Gemeinde Jesu das Wort gegolten, daß ihre Erfolge innerlicher Art sind: so ist sie immer wieder mit Angst an die Tage gegangen, die mit Erfolgen begleitet waren. Sie trug Sorge, ob denn die Sonne auch wirklich ganz genossen werden dürfe und ob der reiche Erfolg auch wirklich ein Beweis des göttlichen Wohlgefallens sei? Ich darf hier wohl, ob es mir gleich nichts nützt, Menschen zur Mitrechnung und menschlichen Rechenschaft aufzufordern, oder vor Menschen Rechnung abzulegen, fragen, ob man sich nicht gemüht hat, allen äußeren Erfolg recht ernstlich zu nehmen? Es ist wohl sehr wenig, sehr wenig an Gaben, an äußeren Unterstützungen erbettelt