wäre und solche Schuld und Sünde als ein unschuldiges Lämmlein auf sich genommen hätte, für uns durch Sein Leiden bezahlt und noch täglich für uns steht und vertritt als ein treuer, barmherziger und mitleidiger Heiland und einiger Hoherpriester und Bischof unsrer Seelen.“
Hat Luther nicht vielmehr dies „große Bekenntnis“ abgelegt, weil er sah, „daß des Rottens und Irrens je länger je mehr werde, damit nicht hinfort bei meinem Leben oder nach meinem Tode derer etliche zukünftig sich mit mir behelfen (d. h. auf mich sich berufen)“. „Und wenn jemand nach meinem Tode würde sagen, wo der Luther jetzt lebt, würde er diesen oder diesen anders lehren und halten – dawider sage ich jetzt als dann und dann wie jetzt: ich weiß, was ich rede, fühle auch wohl, was mir’s gilt aus des Herrn Jesu Christi Zukunft am Jüngsten Gericht; so bleibe ich.“ – hätte der teure Mann nur Streitschriften geschrieben, so könnte man ihn zwar Revolutionär schelten, nie aber Diplomat und Klügling, wie man ihn jetzt zu nennen beliebt; aber der Mann des Streites hat die Heilige Schrift in einziger Weise übersetzt, in seinem Katechismus einen Glaubensgrund von unzerstörbarer Festigkeit gelegt: in Lied und Wort Jesus gepriesen. Wenn die Frage lebensentscheidend und geisterscheidend ist: Was dünkt euch um Christus? so können wir bei dem Reformator Zeugnisse genug finden seiner klaren Stellung zu dem Herrn. „Christus ist ewiger und rechter Gott, in Ewigkeit vom Vater geboren.“ „Soll Teufel und Tod diesem Sohne Davids zu Füßen liegen, so muß folgen, daß göttliche Kraft und Allmächtigkeit in diesem Sohne Davids sei, sonst werde Er ebensowenig als andre Menschen dem Tod und Teufel können abgewinnen.“ (Evangelien-Postille, 18. Sonntag nach Trinitatis.) „Alle diejenigen, so den Hauptartikel von Jesus Christus recht gehabt und gehalten haben, sind sein und sicher im
Hermann von Bezzel: Die Herrlichkeit des apostolischen Glaubensbekenntnisses. Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1929, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Die_Herrlichkeit_des_apostolischen_Glaubensbekenntnisses.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)