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Seite:Hermann von Bezzel - Der 3. Glaubensartikel.pdf/98

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„an mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd“. Was heißt denn: heiligen? Sobald ihr das Wort heiligen hört, kommt es in manche empfindsame Seele wie ein Neid nach Rom. Heilig kann man doch nur in der katholischen Kirche werden, bei uns gibt es keine rechte Heiligung. Heiliger Vater, der Rosenkränze täglich wachsende Zahl, die vielen guten Werke, die Wallfahrten in großer Inbrunst, die Kreuzzüge, die Bittgänge, die vielen Abtötungen, die von einem katholischen Christen mit Wonne erfüllten Bräuche und daneben steht ärmlich, kärglich, ohne jede Aufgabe an ihre Gläubigen die evangelische Kirche. Ich meine aber, ich hätte einmal einen Satz gelesen, der lautete: „Da unser Herr Christus spricht: ,Tut Buße!‘ hat Er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sei“ „Da siehe deinen Stand an nach den zehn Geboten!“ Hausfrau! wer hat heute dein erstes und letztes liebloses Wort empfangen? Hausherr! wer hat heute die erste und letzte Probe deiner üblen Laune gekostet? Dienstbote! wer ist heute das Opfer deiner Untreue gewesen? Geistlicher! wer hat heute deine Ungeistlichkeit tragen müssen? Seht, versteht mich recht, die Heiligung ist nichts Außerordentliches, sie will nur im Wege der Ordnung sich vollziehen im irdischen Beruf. Wenn dein Haus- und Familienleben, deine Korrespondenz, dein Verkehr, dein gesellschaftlicher Ton, deine Einladungen, auch die Gemütlichkeit deines Hauses nicht von Gottes Geist durchdrungen und bestimmt ist, dann ist’s nicht Heiligung; sie ist unscheinbar und doch maßgebend fürs ganze Leben. Wenn du einen unangenehmen Brief gleich liesest, mit Gebet beantwortest, und obwohl dir das harte Wort in der Feder liegt, es unterdrückst, so ist es Heiligung. Einen unfreundlichen Menschen, der dir den Tag zu verbittern vermag, empfängst du am Morgen mit zuvorkommender Liebe; eine Persönlichkeit, die die Gabe hat, dir alles zu erschweren, nimmst du mit Geduld auf; du brichst einen Genuß dann ab, wenn er