Herrn gegründet. Daran kannst du erkennen, daß du in der Taufgnade lebst, daß du mit Paul Gerhardt sprechen kannst:
Mein Herze geht in Sprüngen
Und kann nicht traurig sein!
Aber, wie ist es denn, ist, wenn dir die Sünde vergeben ist, sie auch vergessen? Ja und Amen, ganz gewiß! In der Stunde, in der ich kraft der in der heiligen Taufe empfangenen Gnade mich der Vergebung einer, wenn auch noch so schweren Sünde getröste, darf ich es wissen, bis zum Schwören darf ich es wissen, sie ist auch vergessen.
Das ist nicht Jesu Art, daß Er vergibt und die Rechnung beiseite legt, um sie dann bei gegebener Zeit mir wieder vorzulegen. Dann wäre Er nicht Heiland, sondern Peiniger. Wer unter euch sich das so vorstellt, daß, wenn wir mit Ihm allein sind, die große Rechnung noch einmal aufgemacht wird, der tut seinem Herrn Unehre und seiner Seele Schaden.
Ja, es wird uns alles noch einmal vorgehalten werden, aber nur so weit, daß wir sehen, wie freundlich der Herr ist: Dies alles habe ich dir erlassen, siehe 10000 Pfund. Habt ihr schon recht darüber nachgedacht, was es Großes ist und heißt, mit einem Male 10000 Pfund erlassen, übersehen, ausgetilgt! Nicht rechnet Er Posten um Posten, Ziffer um Ziffer, Reihe um Reihe, Jahr um Jahr, sondern Er wirft das Blatt deines Lebens um, sieht die 10000 Pfund und spricht: Dies habe Ich dir alles erlassen, vergeben, vergessen.
Ja, wenn die Vergebung nicht zugleich das seligste Vergessen wäre, wer möchte ihrer sich dann getrösten? Wenn sie nicht zugleich die Gewähr dafür böte, daß Er meiner Missetat nicht mehr gedenkt, nicht mit einem Hauch, nicht mit einem Blick, noch Wort, wenn ich das nicht wüßte, müßte ich vergehen.
Ein einziges Mal heißt es: Und der Herr wandte sich und sah
Hermann von Bezzel: Der 3. Glaubensartikel. , Neuendettelsau 1927, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Der_3._Glaubensartikel.pdf/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)