einer kostspieligen Einrichtung entschloß. Auch Möllmanns rieten ihm an, es vorläufig mal mit einer billigen Sache zu versuchen.
Da gab es die Reisewanne „Plitsche-Platsche“ aus Segeltuch. „In fünf Minuten ein erquickendes Bad“, „Das Ostende des kleinen Mannes“, so wurde diese herrliche Wanne zum Preise von dreißig Mark angepriesen. Mit Dusche zwanzig Mark mehr. Als Dampfbad einzurichten fünfzig Mark mehr. Mit prima Aluminiumgestell hundert Mark mehr. Eine Kaffeetasse Wasser genügt zum erfrischenden Vollbad!
Onkel Willibald ließ sich eine „Plitsche-Platsche“-Reisewanne, das Ostende des kleinen Mannes mit Dusche und Dampfbadeeinrichtung kommen. Als die Kiste glücklich ausgepackt war, lag vor ihm ein Stück Segeltuch, ein Bündel Stangen, ein kleines Öfchen, eine Schachtel mit Schrauben, Muttern und komischen Dingen und ein Gießkannenausfluß. Eine Gebrauchsanweisung war beigefügt.
Zwei Wochen quälte sich Onkel Willibald Tag und Nacht mit dem Tuch und den Stangen und dem Öfchen ab, ohne seine Badeeinrichtung zusammen zu bekommen. Die Schrauben hatte er bereits verloren. Die Muttern waren unter die Möbel gerollt. Immer wieder vertiefte er sich in die Gebrauchsanweisung, er bekam es nicht zusammen.
Bis er eines Abends endlich glaubte, das Problem gelöst zu haben. In dem, was er aufgebaut hatte, konnte man schon baden.
Schnell Wasser herbei. Das Öfchen angesteckt. Der Krahnen aufgemacht: das war ein köstliches Bad. Onkel Willibald dehnte und streckte sich, grunzend vor Behagen. Er merkte dabei nicht, wie sich die
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/074&oldid=- (Version vom 1.8.2018)