Gedanken, daß so eine Geburt und das Drum und Dran schließlich für ihn, der das zum ersten Male mitmachte, ein notwendiges Mysterium sein mußte.
Nur das Doppelkraftmalzbier „Goliath“ schien ihm verständlich. In ungeahnten Quantitäten tranken es die Ammen in sich hinein. Man sah in der Tat einen eklatanten Erfolg.
Die junge Mutter glaubte in ihrem Zustande zuversichtlich, daß alles notwendig und gut war, was um sie geschah.
Woche auf Woche verging, aber das Baby kam nicht.
Das Malzbier nahm rapide ab – die Ammen erschrecklich zu. Sie gingen zu fünf nicht mehr in ein Zimmer. Herr Becker mußte im Hause die zweite Etage dazu mieten und jeder Amme ein Zimmer für sich geben. Er ließ für jede Amme ein vierschläfiges Bett herstellen.
Die Ammen aber tranken unentwegt das Doppelkraftmalzbier „Goliath“.
Das Baby blieb aus. Man erinnerte sich anderer Fälle aus der Bekanntschaft, wo es auch so lange gedauert hatte. Bei Bösheims gegenüber – Gott, die hatten damals jede Hoffnung aufgegeben. Das war das Gespräch von früh bis spät.
Es wurden weitere fünftausend Flaschen Kraftbier „Goliath“ eingelegt. Die Ammen füllten ihre Zimmer völlig aus. Sie glichen Riesenplumeaus oder auch vorsintflutlichen Tieren.
Wochen vergingen. Man wußte schon fast nicht mehr, um was es sich handelte, und hatte das Baby schier vergessen. Da plötzlich eines Morgens um fünf Uhr war das Ereignis eingetreten. Jetzt konnte man
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/014&oldid=- (Version vom 1.8.2018)